Die wichtigsten Innovationstrends 2024

Welche Innovationen werden das Jahr 2024 prägen? Welche Neuerungen und Veränderungen gibt es im Handel und bei unserer Ernährung? Wo wird Künstliche Intelligenz eingesetzt? Das Gottlieb Duttweiler Institut hat eine Übersicht der wichtigsten Trends erstellt – und zeigt, wo sie stehen.
5 Januar, 2024 durch
Die wichtigsten Innovationstrends 2024
GDI Gottlieb Duttweiler Institute

Circular Commerce

Alternativen zum Primärkonsum werden wichtiger: KonsumentInnen, Wirtschaft und Politik möchten die Lebenszyklen der Produkte verlängern. So werden KonsumentInnen Bestehendes länger verwenden, in der Wirtschaft werden Secondhand und Reparatur- und Leihangebote vermehrt angeboten, und die Politik wird über Anreize und Vorschriften die Kreislaufwirtschaft fördern. Gleichzeitig verliert rein materieller Besitz an Bedeutung.

Just-walk-out-Checkout

​​Weil Warteschlangen zu lang sind, gehen dem stationären Handel allein in Grossbritannien jährlich eine Milliarde an Umsatz verloren. Ein Viertel der Briten und Britinnen will nicht länger als zwei Minuten an der Kasse warten. Sonst brechen sie den Einkauf ab. Nach vier Minuten Wartezeit steht bereits mehr als die Hälfte (59 %) kurz vor dem Kaufabbruch, nach 5 Minuten 73 %. Wer einmal den Einkauf genervt abgebrochen hat, besucht dieses Geschäft wahrscheinlich so schnell nicht wieder. Zahlreiche Unternehmen investieren daher derzeit in kassenlose Systeme (Just-Walk-Out-Technologie, beispielsweise von Trigo). 2018 gab es weltweit schätzungsweise 350 Geschäfte mit autonomem Checkout. Bis 2024 wird diese Zahl voraussichtlich auf 10'000 ansteigen. Noch sind die meisten Just-Walk-Out-Läden kleinflächige Convenience-Stores.

Retail Media

Die Werbung verlagert sich zunehmend an den Point-of-Sale. Sowohl online (bspw. erste Platzierungen bei Amazon) wie auch offline (Bildschirme in Läden bspw. von Cyreen oder Advertima). Je näher man am Kauf selbst ist, desto effektiver ist die Werbebotschaft. Händler auf der ganzen Welt nutzen Flächen in ihren Läden oder Webpages, um zusätzliche Umsätze zu erwirtschaften.

In-Store-Analytics

Für Online ist das messen des Kaufverhaltens über Tracking-Tools schon seit Jahren detailliert möglich, die Analyse des Kaufverhaltens in Läden ist ungleich schwerer. Doch In-Store-Analytics haben massive Fortschritte gemacht. Sensoren und Kameras zeichnen die Bewegungen von KundInnen anonymisiert und strukturiert auf: So gelangen Läden an Infos über Laufwege, Verweildauer vor Regalen, Wartezeiten an Kassen oder Kaufabbrüche.

Quick-Commerce

Seit 2020 sind in Quick-Commerce-Lieferdienste wie Getir, Flink oder GoPuff mehr als fünf Milliarden US-Dollar geflossen. Allein auf Android wurde die App von Getir weltweit 28 Millionen Mal heruntergeladen. Die On-Demand-Lieferdienste versprechen eine Lieferung innerhalb von Minuten. Sie werden die Vorstellungen von einer angemessenen Lieferzeit auch in anderen Bereichen senken. Allerdings sind trotz aller Beliebtheit viele Quick-Commerce-Start-ups noch nicht profitabel.

AI Service Agents

Interaktionen mit Chatbots für Serviceanliegen werden vermehrt persönliche Interaktionen ersetzen. Chatbots werden zunehmend menschenähnliche Unterhaltungen führen. Beispielsweise testen Fastfood-Restaurants derzeit AI-Drive-Through-Assistenten, die personalisierte Angebote und Echtzeit-Bestseller anbieten.

AI-Avatare

KundInnen können Avatare verwenden, um sich selbst zu repräsentieren, wodurch eine digitale Identität geschaffen wird. So werden beispielsweise in einer Umkleidekabine KundInnen gescannt und anonyme Avatare mit der genauen Körperform erstellt. Die Masse der KundInnen werden dann mit der Datenbank verglichen und mit KI-Unterstützung werden die am besten passenden Modelle empfohlen.

Aktivistischer Konsum

Unter aktivistischem oder Purpose-driven Konsum versteht man die Entscheidung von KonsumentInnen für Produkte und Dienstleistungen auf Basis ihrer Werte und Überzeugungen. Purpose-orientierter Konsum kurbelt demnach die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen an, die mit den Werten der Konsumenten übereinstimmen und ermutigt im Idealfall Unternehmen dazu, nachhaltigere und ethischere Praktiken entlang der gesamten Lieferkette einzuführen – von der Rohstoffbeschaffung bis zu Verpackung und Transport. Innovationen und Investitionen in diesen Bereichen werden wahrscheinlicher.

Food as Medicine

Konsumentinnen werden gesundheitsbewusst und suchen nach Lebensmitteln, die nicht nur gut schmecken, sondern auch eine Reihe von Gesundheitsvorteilen bieten. Für die Food-as-Medicine-Bewegung ist Ernährung ein integraler Bestandteil des Wohlbefindens und ein gesunder Lifestyle ist die Basis für Krankheitsprävention und ein langes Leben. In der Gesundheitsvorsorge werden daher heute Ernährungspläne zur Vorbeugung, Kontrolle und Behandlung von Krankheiten eingesetzt. So gewinnen funktionelle Lebensmittel und die personalisierte Ernährung weiter an Bedeutung.

Nachhaltige Haustiernahrung

Allein in den USA gibt es mehr als 163 Millionen Hunde und Katzen. Ihre Ernährung besteht zu einem grossen Teil aus tierischen Produkten, die einen beträchtlichen ökologischen Fussabdruck hinterlassen. Etwa 25–30 Prozent der Umweltauswirkungen der tierischen Landwirtschaft entstehen durch das Futter für Hunde und Katzen.
Durch die Verwendung alternativer Proteinquellen für das Tierfutter wie Insekten, Algen, Fleisch und Fisch auf Zellbasis oder pflanzliche Zutaten verringern Hersteller ihre Abhängigkeit von konventionellem Fleisch. Sie tragen dazu bei, die Umweltauswirkungen der Produktion von Haustiernahrung zu reduzieren.

Creator Economy

Längst haben sich die sozialen Medien von einem Zeitvertreib zu einer eigenständigen Wirtschaft entwickelt. Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden schätzungsweise eine Milliarde Menschen als Content Creators tätig sein. Die Creator Economy beschreibt den Trend, dass Konsumenten ihre eigenen (digitalen) Inhalte erstellen und vermarkten und so zu ProduzentInnen werden. Köche und Food-Blogger können so Einfluss und Reichweite nutzen, um das Bewusstsein für Themen wie Foodwaste, nachhaltige Landwirtschaft und gesunde Ernährungsgewohnheiten zu schärfen und die Konsumentinnen zu ermutigen, nachhaltige Ernährungsentscheidungen zu treffen.

Fleisch aus dem Labor

Bei der zellulären Landwirtschaft geht es nicht um einen pflanzlichen Ersatz von Fleisch, sondern um eine komplett neue Produktionsweise: Fleisch, das nicht von einer geschlachteten Kuh stammt, sondern aus Stammzellen im Bioreaktor gezüchtet wird.
Diese neue Art von Fleisch wird heute zwar viel diskutiert. Doch aufgrund der geringen Verfügbarkeit und fehlenden regulatorischen Zulassungen liegt es erst an sehr wenigen Orten auf dem Teller (Singapur & USA). Im Juli 2023 hat das israelische Aleph Farms einen Zulassungsantrag in der Schweiz eingereicht. Das Verfahren wird voraussichtlich nicht vor 2025 abgeschlossen sein.

True Cost of Food

Die Herstellung und der Konsum von Lebensmitteln erzeugen externe Kosten, die nicht bei der Preiskalkulation berücksichtigt werden. Die True Costs of Food berücksichtigen die realen Kosten der Lebensmittelproduktion und schaffen so eine faire, realistische Preisstruktur. Der True Price ist: Marktpreis + Umweltkosten + soziale Kosten.
Würden wir Preise flächendeckend auf diese Weise kalkulieren, würde lokales Bio-Gemüse günstiger, Fleisch aus Massentierhaltung wesentlich teurer – denn es reflektiert nun die wahren Kosten hinter dem Produkt. Somit würde sich auch das Konsumverhalten verschieben, da umweltschädliche oder ungesunde Produkte nicht mehr so billig zu haben sind und ökologische und gesunde Produkte dafür erschwinglicher werden.

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