For your own health’s sake: don’t kill microbes

Our health is all about microbes – the ones living inside of us. But our lifestyles are decimating the hard-working helpers of our microbiome, which has direct physical consequences on us and might cause diseases such as diabetes or perhaps even multiple sclerosis. In the "European Food Trends Report 2021", you can find out more about our inner ecosystem.
10 June, 2022 by
For your own health’s sake: don’t kill microbes
GDI Gottlieb Duttweiler Institute

Der nachfolgende Text basiert auf einem Auszug aus dem «European Food Trends Report 2021», der kostenfrei über unsere Website bezogen werden kann.

Aus Sicht der Yanomami war das Ganze sicherlich amüsant: Da kommt eine Amerikanerin quer durch das unwegsame Amazonasgebiet zu ihnen gereist, nur um sie worum zu bitten? Um eine Stuhlprobe? Ein bisschen Überzeugungsarbeit musste die Mikrobiologin Gloria Dominguez-Bello bei den erstaunten Indigenen schon leisten, doch am Ende bekam sie, wonach sie suchte: Exkremente von Menschen, die weitestgehend unberührt von moderner Medizin, industrialisierter Nahrung und westlichen Hygiene-Standards geblieben sind. Exkremente, so wird sich später im Labor zeigen, die im Vergleich zu den Hinterlassenschaften von Menschen in westlichen Industrieländern rund doppelt so viele Arten an Mikroben beinhalten. Damit hatten Dominguez-Bello und ihr Team 2015 auch den Nachweis erbracht, dass die Artenvielfalt nicht nur um uns herum schwindet, sondern auch in unserem Inneren.

Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf unsere Gesundheit. MikrobiologInnen vermuten, dass zahlreiche Zivilisationskrankheiten auf ein gestörtes und verarmtes Mikrobiom zurückzuführen sein könnten. Der häufige Einsatz von Antibiotika in Medizin und Tierzucht, die industrielle Produktionsweise der Lebensmittel, der hohe Anteil an Kaiserschnitten sowie eine übertriebene Hygiene führten demnach dazu, dass der moderne Mensch mit weniger Keimen in Berührung kommt – mit krankmachenden, aber eben auch mit gesundheitsfördernden. Wenn wir den Menschen als «entangled organism» begreifen – einen «verwobenen Organismus» –, dann spiegelt sich die äussere Artenarmut logischerweise in unserem Innern wieder.

Mikroben kommunizieren mit Gehirn
Viele MikrobiologInnen sind der Überzeugung, dass ein solches gestörtes Mikrobiom direkte physische Konsequenzen haben und zu Krankheiten wie Diabetes, Multipler Sklerose, Adipositas, Asthma oder entzündlichen Darmerkrankungen führen könnten. Es lässt sich aber auch ein Zusammenhang zu neurologischen und psychischen Erkrankungen wie Autismus, Depressionen oder Parkinson vermuten. Denn die Mikroben im Menschen helfen nicht nur bei der Verdauung oder bei der Immunabwehr, sie kommunizieren über ihre Stoffwechselprodukte auch mit dem Nervensystem. Über den Vagusnerv gelangen die vom Darm entsandten Moleküle in unser Nervensystem bis ins Hirn und können Neuronen aktivieren. Oder konkreter formuliert: Wenn wir mit einer zuckerreichen Ernährung die falschen Mikroben in unserem inneren Ökosystem hätscheln, könnten diese als Reaktion darauf Moleküle über den Vagusnerv senden, die uns direkt wieder zur Keksdose lotsen.

Eine Vorstellung, die der Mensch erst einmal verdauen muss: Manchmal sitzt die Kommandozentrale nicht im Kopf, sondern im Bauch. Und steuern können wir sie vielleicht weniger mit unserem Gehirn als mit unserer Ernährung. Denn sie ist weit mehr als die Aufnahme von Kalorien. Sie ist eine der wichtigsten Verbindungen zu den Ökosystemen um uns herum.

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