Der Zeitstress, dem KonsumentInnen immer stärker ausgesetzt sind, droht den Handel in eine fundamentale Krise zu stürzen. Zeit sparen ist für die Kundinnen und Kunden wichtiger als Geld sparen. Das ist das Ergebnis unserer Handelsstudie «Ausgebummelt – Wege des Handels aus der Spass- und Sinnkrise». Die repräsentative Studie zeigt, dass Einkaufen für Schweizerinnen und Schweizer kein Freizeitvergnügen mehr ist und zu den unbeliebtesten Freizeitaktivitäten zählt. Es ist fast so unbeliebt wie Hausarbeit und weniger beliebt als bezahlte Arbeit.
Doch nicht jede und jeder Befragte empfindet den Lebensmitteleinkauf als mühselig oder geht ungern shoppen. Es gibt teilweise grosse Unterschiede zwischen Geschlechtern oder Altersgruppen. Die unterschiedlichen Einstellungen zum Einkaufen werden in der Studie mit vier Shopper-Typen dargestellt:
Die aufgeschlossenen OptimiererInnen haben eine ziemlich ausgeglichene Einstellung zum Einkaufen. Sie lieben es zwar schnell und effizient, lassen sich je nach Einkaufssituation und Anlass aber auch gerne inspirieren. Sie gehen meist nur dann einkaufen, wenn sie tatsächlich etwas brauchen, sind aber offen für neue Ideen. Vor allem diese Offenheit unterscheidet sie von den eher festgefahrenen, strikten Bedarfskäufer:innen. Identitätsstiftend ist Einkaufen aber auch für die aufgeschlossenen OptimiererInnen kaum. Im Vergleich zum Durchschnitt investieren sie pro Woche etwas weniger Zeit fürs Einkaufen (-5.5 Minuten). Das spiegelt ihr Bedürfnis nach Effizienz wider.
Verglichen mit der Gesamtpopulation sind Menschen zwischen 25 und 54 Jahren in der Gruppe der aufgeschlossenen OptimiererInnen überproportional vertreten. Die Geschlechterverteilung ist hingegen ausgeglichen.
Die strikten BedarfskäuferInnen gehen nur dann einkaufen, wenn sie wirklich etwas brauchen. Beim Einkauf sind sie möglichst schnell und effizient. Sie planen ihre Einkäufe im Voraus und verlassen das Haus mit einer Einkaufsliste, die zügig abgearbeitet wird. Einkaufen ist für sie weder Freude noch Inspiration – es dient der Bedarfsdeckung. Die Strategie zahlt sich zeitlich aus: Die strikten BedarfskäuferInnen verbringen pro Woche mit Abstand am wenigsten Zeit mit Einkaufen, 101 Minuten. Das sind etwa 14 Minuten weniger pro Woche als der Schweizer Durchschnitt.
Im Segment strikte BedarfskäuferInnen sind Menschen über 55 Jahre überproportional vertreten. Ausserdem gehören leicht überdurchschnittlich viele Männer zu diesem Typus.
Die effizienten IdentitätskäuferInnen sind Menschen, die Konsum und Materielles dazu nutzen, um sich und ihre Persönlichkeit auszudrücken und ihre Identität zu entwickeln. Einkaufen trägt zu ihrem Selbstwertgefühl bei und ermöglicht es ihnen, gewisse Ziele und Sehnsüchte zu verwirklichen. Obwohl sie offen für Neues sind und sich gerne inspirieren lassen, planen sie ihren Einkauf meist im Voraus, um Zeit zu sparen. Ein konkreter Bedarf ist nicht die Grundvoraussetzung, um einkaufen zu gehen, meist aber der Anlass für einen Einkaufstrip.
Zu den effizienten IdentitätskäuferInnen gehören überwiegend Jüngere. Im Vergleich zur Gesamtpopulation sind vor allem Menschen bis 39 Jahre deutlich überrepräsentiert. Leicht übervertreten sind zudem Männer.
Zu den ziellosen BummlerInnen gehören Menschen, die gerne einkaufen gehen, ohne genau zu wissen, was sie brauchen. Sie geniessen es, ziellos durch die Läden zu schlendern und sich von den verschiedenen Angeboten inspirieren zu lassen. In Geschäften nehmen sie sich gerne Zeit fürs Stöbern und Ausprobieren. Sie sind offen für Neues und lieben es, überrascht zu werden. Ein Einkaufsbummel ist für sie eine Möglichkeit, ihren persönlichen Stil zu entwickeln und Spass zu haben. Von allen Typen gehen sie am längsten einkaufen.
Unter den ziellosen Bummler:innen sind Menschen bis 24 Jahre ebenso wie Frauen im Vergleich zur Gesamtpopulation deutlich übervertreten. Den BummlerInnen macht der Kauf von Fashion am meisten Spass – nicht der Lebensmitteleinkauf wie bei allen anderen Typen.
Die vier Shopper-Typen im Überblick (German, PDF)
An overview of the four shopper types (English, PDF)
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Die Studie «Ausgebummelt – Wege des Handels aus der Spass- und Sinnkrise» steht zum kostenlosen Download auf unserer Website zur Verfügung.