Warum uns digitale Kontakte nicht reichen

Wenn persönliche Treffen, Umarmungen oder auch nur das Händeschütteln potentiell gefährlich sind, bröckelt der soziale Kitt einer Gesellschaft. Der direkte Austausch ist für Menschen unentbehrlich. Eine Übersicht zeigt, worauf wir bei der persönlichen Interaktion nicht verzichten können.
17 Februar, 2021 durch
Warum uns digitale Kontakte nicht reichen
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
 

Technische Mittel überwinden die Lücke zwischen Virtuell und Analog immer besser und imitieren «echte» Begegnungen. Sie werden Face-to-Face-Begegnungen aber nicht ersetzen, sondern eher ergänzen. Denn der Mensch braucht den direkten Kontakt mit seinen Mitmenschen, wie die folgenden Beispiele zeigen:

Berührungen sorgen für Sicherheit und Vertrauen. Sie reduzieren Stress, unterstützen die Heilung von Krankheiten, bekämpfen Einsamkeit, aktivieren das Immunsystem und lösen die Auschüttung des «Glückshormons» Oxytocin aus. Berührungen entspannen gar den Herzrhythmus. Bleiben sie aus, kommt es zu Phänomenen wie «Skin Hunger» oder «Touch Starvation» – also dem Bedürfnis, berührt zu werden. Dagegen helfen nur schon Handschläge bei der Arbeit oder freundschaftliche Umarmungen, aber auch das Streicheln von Haustieren.

Soziale Kontakte, sogenannte «Weak Ties», mit losen Bekannten steigern unser Wohlbefinden. Das sind jedoch genau diejenigen Kontakte, die wegfallen, wenn wir mehr online arbeiten und uns weniger im öffentlichen Raum bewegen.

Gesichter sind ein «Vitamin» gegen Depressionen. Laut einer Studie zeigen Menschen, die regelmässig mit Familie oder Freunden in Kontakt kommen, halb so viele Depressionssymptome wie solche, die weniger Austausch haben.

Forschungen des israelischen Neurowissenschaftsprofessors Moran Cerf haben gezeigt, dass sich die Gehirnströme zweier Menschen angleichen, wenn sie Zeit miteinander verbringen. Nach einer Weile sind sie fast identisch, sie sind tatsächlich auf derselben Wellenlänge.

Ob man sich in eine Person verliebt oder nicht, dafür sind Gerüche mitentscheidend. Sie beeinflussen aber auch unser Wohlbefinden und sind für Kaufentscheidungen relevant.

Nach der Pandemie werden wir die zwischenmenschlichen Begegnungen und persönliche Kontakte wieder zu schätzen wissen. Zwar können neue Technologien gewisse Begegnungen wie Gespräche oder Berührungen schon gut imitieren, gänzlich ersetzen werden sie sie aber kaum je können. Der Mensch ist als soziales Wesen programmiert.

ETD Visual A

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