Die wahren Kosten unserer Lebensmittel

Umwelt- oder soziale Kosten wie Umweltzerstörung, Tierleid oder Schäden für die Gesundheit werden in die Preise an den Supermarktregalen nicht eingerechnet. Das Modell «True Cost of Food» berücksichtigt die realen Kosten der Lebensmittelproduktion und schafft so eine faire, realistische Preisstruktur.
16 November, 2023 durch
Die wahren Kosten unserer Lebensmittel
GDI Gottlieb Duttweiler Institute

Die Herstellung und der Konsum von Lebensmitteln erzeugen externe Kosten, die nicht bei der Preiskalkulation berücksichtigt werden. Dazu gehören Umweltzerstörung, Tierleid, Verlust der Biodiversität, Schäden für die Gesundheit und soziale Ungerechtigkeit. Wer also bezahlt für die Folgen unserer Ernährungsweise? Ein Ansatz ist die Einführung der True Cost of Food. Das Modell berücksichtigt die realen Kosten der Lebensmittelproduktion und schafft so eine faire, realistische Preisstruktur. Würden wir Preise flächendeckend auf diese Weise kalkulieren, würde lokales Bio-Gemüse günstiger, Fleisch aus Massentierhaltung wesentlich teurer – denn es reflektiert nun die wahren Kosten hinter dem Produkt. Der wahre Preis eines Produkts ist: Marktpreis + Umweltkosten + soziale Kosten = True Price

Wer berechnet die «True Cost of Food»?

Das holländische Unternehmen True Price arbeitet an einer Datenbank, die Schätzungen für den wahren Preis von mehr als 100 Lebensmitteln, Modeartikeln und anderen Produkten aus der ganzen Welt aufführt. Damit will True Price Unternehmen zeigen, wie sich die ökologischen und sozialen Kosten der Lebensmittelproduktion einpreisen lassen. Ein Anreiz, um gesunde und nachhaltige Lebensmittel erschwinglicher und für die Firma selbst rentabler zu machen.

In Deutschland geht der Discounter Penny voran. Er hat einige seiner Produkte mit doppelten Preisschildern ausgezeichnet: Auf einem steht der Preis, den Kunden an der Kasse zahlen müssen. Zum anderen der Preis, der die Kosten für Stickstoff, Klimagase, Energie und Landnutzungsänderungen bei der Herstellung des Produktes berücksichtigt. Basis sind die Berechnungen der Universität Augsburg. Gouda müsste demnach 88 Prozent teurer sein als er ist, ein Kilo Rinderhack sogar um 173 Prozent mehr kosten. Bei Obst und Gemüse sind die Unterschiede geringer: plus 19 Prozent bei Bananen, plus 12 Prozent bei Tomaten, acht Prozent mehr bei Äpfeln.




Wieso braucht es die «True Cost of Food»?

Auch politische Weichenstellungen können die Preisgestaltung von Herstellern und Handel beeinflussen. So kann der Staat durch Steuern, Subventionen oder andere Finanzinstrumente Anreize für nachhaltige Praktiken schaffen und umweltschädliche Praktiken verhindern. Eine CO2 -Steuer etwa würde die Umweltkosten der Fleischproduktion im Preis widerspiegeln. Subventionen für lokale, nachhaltige Landwirtschaft könnten Landwirte zu nachhaltigeren Praktiken ermutigen. Labels und deutliche Kennzeichnungen wären eine Hilfe für Konsumentinnen, um die gewünschten Produkte schnell und einfach zu finden.

Die Einführung der True Costs von Lebensmitteln kann zukunftsfähige Ernährungssysteme schaffen – umweltfreundlich, fair, sozial gerecht. Wenn auch die sozialen und ökologischen Kosten von Lebensmittelproduktion und -konsum berücksichtigt werden, hat das massgebliche Auswirkungen auf Ernährungssicherheit, Tierschutz und Arbeitsrecht. Indem etwa Landwirtinnen angemessen bezahlt und fair behandelt werden.

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