Die Konzentration der Marktmacht sei ein zentrales Problem, so Marta Messa. Eine Handvoll grosser Unternehmen kontrolliere den Grossteil der Lebensmittelproduktion, -verarbeitung und -verteilung. Dies führe zu einer Profitorientierung, die oft auf Kosten der breiten Bevölkerung gehe. Sie betont, dass viele Menschen keinen Zugang zu ausreichender und qualitativ hochwertiger Nahrung haben, wobei diese Ungleichheit durch die COVID-19-Pandemie noch verstärkt wurde. Zudem seien viele Krankheiten häufig auf ungesunde, industriell hergestellte Lebensmittel zurückzuführen. «Industrienahrung macht uns krank», warnt sie.
Verlust traditioneller Landwirtschaft und ökologische Grenzen
Ein weiteres wichtiges Thema ist das Verschwinden traditioneller Bauern und Lebensmittelhandwerker*innen. «Viele Landwirte und Lebensmittelhandwerker haben aufgegeben angesichts des starken Wettbewerbs durch das industrielle Lebensmittelsystem.» Gleichzeitig überschreiten wir die sogenannten ökologischen Grenzen, die den umweltschonenden Umgang mit unseren Ressourcen anzeigen. «Wir produzieren heute nicht nachhaltig in unserem industriellen Lebensmittelsystem», sagt Messa.
Regulierung und Diversifikation
Strengere Regulierungen, insbesondere im Kartellrecht, spielen laut Messa eine Rolle bei der Veränderung des Lebensmittelsystems. «Antitrust-Regulierungen können implementiert werden, um die Marktkonzentration zu kontrollieren», erklärt sie. Gleichzeitig fordert sie die Unterstützung und Förderung einer diversifizierten Lebensmittelproduktion, die auf vielfältige Märkte und Produkte setzt. «Wir brauchen eine starke Basis von Bauern, Lebensmittelproduzenten, Lebensmittelhandwerkern und Bürgern, die ein Lebensmittelsystem unterstützen, das auf diversifizierte Lebensmittelmärkte und -produktionen setzt»
Innovation und traditionelles Wissen
Messa betont die Bedeutung eines gleichberechtigten Dialogs zwischen allen Akteur*innen des Lebensmittelsystems – insbesondere bei Innovationen. «Es gibt eine Tendenz, Innovation einzig als Technologie zu sehen, aber Innovation ist mehr als das». Sie plädiert dafür, das wertvolle Wissen von Praktiker*innen sowie Landwirte stärker einzubeziehen. Ihr tiefes Verständnis der Ökosysteme, ihrer Gemeinschaften und Umgebungen sei äusserst wertvoll.
Erfolge und positive Beispiele
Messa nennt konkrete Beispiele für positive Veränderungen: In Uganda konnten beispielsweise gentechnisch veränderte Pflanzen gestoppt und Landraub eingedämmt werden, indem Bauern und Entscheidungsträger*innen in den Dialog gebracht wurden. Solche Erfolge verdeutlichen, wie wichtig es sei, alle Beteiligten auf Augenhöhe in die Suche nach Lösungen einzubeziehen.
Wir freuen uns darauf, Sie an der Konferenz nächstes Jahr (wieder) zu sehen. Reservieren Sie sich den 19. Juni 2025.