Herr Gürtler, nach seiner Studie zu den einflussreichsten Vordenkern veröffentlicht das GDI jetzt als Folgeveröffentlichung eine Liste der wichtigsten Medien. Warum?
Was haben die beiden Listen miteinander zu tun?
Basis ist die Thought-Leader-Liste. Ihr könnte man aber vorwerfen, sie messe nicht eigentlich Einfluss, sondern bloss, wie viel über bestimmte Personen gesprochen wird, egal was. Zugespitzt: Ob über den theologischen Diskurs des Papstes geredet wird oder über seine argentinische Herkunft, macht für das Ranking keinen Unterschied. Für den Einfluss, also die Bedeutung seiner Ideen hingegen schon. Wie sehen Sie das?
Was macht die bestplatzierten Titel wichtig – was wurde gemessen? Sind das nun die wichtigsten Medien? Die einflussreichsten? Die interaktivsten?
Können Sie das an einem konkreten Beispiel erläutern?
In der Liste tauchen auch Titel auf, die man nicht unbedingt als Medien definiern muss: Amazon, IMDB, Yahoo.
Warum schneidet der Zürcher «Tages-Anzeiger» so gut ab, besser als viele Titel, die als einflussreicher gelten, zum Beispiel BBC, Time oder das Harvard Magazine?
Auf Platz eins der Liste steht Youtube, ein Portal ohne redaktionelle Eigenleistung. Wie kann das sein?
Youtube-Videos sind in die Onlineausgabe der New York Times und aller anderer Onlinemedien einbindbar – umgekehrt funktioniert das nicht. Ist Youtube deshalb so weit oben? Verfälscht es den Vergleich nicht, wenn Klicks von Videos, die in der New York Times eingebettet sind und auch dort diskutiert werden, nur Youtube zugesprochen werden?
Die diskursive Rolle der traditionellen Medien ist eine andere als jene der sozialen Medien: Hier wird der Diskussionsstoff generiert, da wird die Diskussion geführt. Ist diese Ebene der sozialen Netzwerke einflussreicher als jene der Zeitungen und Onlinemedien?
Click-orientierte Titel wie Buzzfeed und Boulevard-Medien rangieren sehr tief – wie interpretieren Sie das?