Für jede Innovation gibt es zwei Herausforderungen: Sie muss gemacht werden, und sie muss akzeptiert werden. Bei der ersten Herausforderung geht es um Ingenieurskunst und Technologie, bei der zweiten um Bewusstsein und Design. Und beide Prozesse bestehen nicht nur aus ruckartigen Umbrüchen oder Quantensprüngen, es handelt sich um kontinuierliche Prozesse – auf dem Weg zum Durchbruch und darüber hinaus. Cisco und das GDI Gottlieb Duttweiler Institute haben einen innovativen (sic!) Ansatz gefunden (http://disruptionmap.gdi.ch/from-innovation-to-disruption), um für einige der derzeit wichtigsten Disruptionen zu ermessen, wie weit sie in diesen Prozessen bereits gekommen sind; und welchen Weg sie noch vor sich haben, um den Bewusstseins- und den Technologiewandel zu erreichen, der gebraucht wird, damit sie ein Teil unseres Lebens werden.
Die Grafik «Von Innovation zu Disruption» wurde von einem Konzept des niederländischen Zukunftsforschers Koert van Mensvoort (www.nextnature.net) inspiriert. Seine «Technologie-Pyramide» besteht aus sieben Stufen – von der vagen Vorstellung bis zur kompletten Naturalisierung. «Auf dem Weg die sieben Stufen hinauf», so van Mensvoort, «lernen wir, dass neue Technologien zunächst einmal künstlich und fremd erscheinen, aber je höher wir die Pyramide erklimmen, desto akzeptierter wird eine Technologie – bis sie sogar ein unverzichtbarer Teil unseres Lebens wird.»
Für die hier erstellte Disruptions-Grafik wurde dieses Konzept durch Hinzufügen einer zweiten Dimension erweitert: um sieben Stufen des Bewusstsein. Die Entwicklung in beiden Dimensionen ist meist gleichgerichtet: Je anspruchsvoller eine Technologie ist, desto höher sind die Chancen, dass sie breit akzeptiert wird. Aber die Dimensionen sind nicht identisch: Einige Technologien würde heute schon sehr gerne genutzt, sind aber noch weit von einer praktischen Umsetzung entfernt – wie eine automatische Übersetzung à la Babelfish. Und andere sind einsatzbereit, aber weit davon entfernt, akzeptiert zu werden – wie genetisch veränderte Lebensmittel.
Der zweidimensionale Ansatz zur Untersuchung technologischer Disruptionen ist hier für etwa 30 (potenziell) bahnbrechende disruptive Innovationen abgebildet. Er könnte allerdings auch weit darüber hinaus nützlich sein, um Innovationsprozesse besser zu verstehen: die der Vergangenheit und die der Zukunft – oder die Innovationen bestimmter Branchen, Regionen, Epochen oder Unternehmen.