Matthew Robin: "Meat from bioreactors will soon be on our plates"

Was sind die Trends und Innovationen im Foodsystem von morgen? Wie nachhaltig können wir sein? In unserer Interviewreihe «Lebensmitteltrends unter dem Radar» suchen wir Antworten. Im zweiten Teil stellt sich Matthew Robin, CEO von ELSA-Mifroma, unseren Fragen.
31 March, 2022 by
Matthew Robin: "Meat from bioreactors will soon be on our plates"
GDI Gottlieb Duttweiler Institute

Wir alle leben in unseren eigenen Blasen. Manche sind klein, manche sind grösser, aber es sind trotzdem Blasen. Um die Zukunft zu verstehen, müssen wir wissen, was ausserhalb dieser Blasen passiert. Welche Trends verlaufen unterhalb unseres Radars? Welche Innovationen ignorieren wir oder schenken ihnen nicht genug Aufmerksamkeit? Um den eigenen Horizont zu erweitern, interviewt das GDI LebensmittelexpertInnen und befragt sie zu den Trends, über die man ihrer Meinung nach zu wenig spricht.

Wir setzen unsere Interviewreihe mit Matthew Robin fort, dem CEO von ELSA-Mifroma, einer Gruppe von sechs Lebensmittelunternehmen der Migros-Industrie. Robin leistet Pionierarbeit für die Strategie, Investitionen und Aktivitäten der Migros im Bereich des kultivierten Fleisches. Ausgebildet in England als Chemieingenieur, arbeitete er in der Schweiz und den USA in der pharmazeutischen Herstellung und Medizintechnik, bevor er in den Lebensmittelsektor wechselte.

Matthew Robin ist Referent an der 2. International Food Innovation Conference vom 15. Juni 2022.

GDI: Über welche Lebensmittelinnovationen sprechen wir zu wenig?

Matthew Robin: Lebensmittelinnovationen erstrecken sich auf die Lebensmittel selbst und darauf, wie sie verpackt, serviert, verkauft oder erlebt werden. Ich denke, wir konzentrieren uns immer noch zu wenig auf die Konservierung von Lebensmitteln und die damit verbundenen Verpackungs- und Verkaufsaspekte. Wir transportieren viel Luft, verpacken enorm viel und müssen wirklich mehr Innovationen in unsere Prozesse einbringen, um die Frische zu erhalten. Zum Beispiel neue Pasteurisierungsverfahren und eine saubere Produktion.

Welche Lebensmittel, die heute noch unbekannt sind, werden in Zukunft auf unseren Tellern landen?

Ich glaube, dass Lebensmittel, die in Bioreaktoren hergestellt werden, in nicht allzu ferner Zukunft ihren Weg auf unsere Teller finden werden. Und mit ihnen neue Sorten von Fleisch und Fisch, aber auch Geschmack und Struktur, die wir noch nicht kennen. Und das kann bis hin zu Honig, Schokolade und vielem mehr gehen.

Welche Entwicklungen, die um Sie herum geschehen, ignorieren Sie absichtlich? Und warum?

Wir können es uns nicht leisten, Entwicklungen völlig zu ignorieren, aber wir können wählen, wo wir unsere Ressourcen einsetzen und welchen Entwicklungen wir bei der Festlegung unserer Aktivitäten Vorrang einräumen wollen. Nehmen wir zum Beispiel personalisierte Lebensmittel: Wir wenden uns an den Massenmarkt, also entscheiden wir uns dafür, Auswahl und Vielfalt zu bieten und unser Angebot an Untergruppen der Bevölkerung anzupassen, anstatt Produkte für Einzelpersonen masszuschneidern.

Gibt es eine wichtige Ressource für das Lebensmittelsystem, die heute noch unterschätzt wird?

Im Lebensmittelsystem gibt es eine Menge Abfall, und damit meine ich Nebenströme. Es gibt ein enormes Potenzial, diese Ströme, die manchmal in grossen Mengen vorhanden sind und Energie- und Nährstoffkomponenten enthalten, besser zu nutzen.

Werden die Lebensmittelpreise steigen oder sinken, und warum?

Die Lebensmittelpreise werden sicherlich steigen. Ich glaube, dass wir in den Industrieländern gerade den historischen Tiefpunkt bei den Lebensmittelpreisen und den Ausgaben für Lebensmittel im Verhältnis zum Einkommen überschritten haben. Einerseits treibt das Bevölkerungswachstum die Nachfrage nach Lebensmitteln in die Höhe, andererseits führen Klimawandel, Handelskriege, politische Unruhen und Kriege dazu, dass Lebensmittel immer knapper werden. In den Industrieländern werden die Trends zu einem besseren Tierschutz und zu einer ökologischeren und biodiverseren Landnutzung auch die Kosten für Fleisch und die Überfischung die Kosten für Fisch erhöhen. Das eröffnet den Zugang zu neuen Technologien wie z. B. kultivierten Lebensmitteln – während gleichzeitig die Kosten für die VerbraucherInnen steigen. Ich glaube auch, dass sich die Wahrnehmung des Wertes von Lebensmitteln angesichts der zu erwartenden Herausforderungen in unserem Lebensmittelsystem verbessern und die Zahlungsbereitschaft erhöhen wird.

Welche Unternehmen/Startups/Köche sind die vielversprechendsten Newcomer oder Game Changer?

Ganz klar eine Reihe von Unternehmen im Bereich der kultivierten Lebensmittel und hier muss ich natürlich Aleph Farms und Supermeat nennen, mit denen wir zusammenarbeiten. Aber auch im pflanzlichen Bereich bin ich von einer Reihe von Unternehmen überzeugt, die z. B. Fettlösungen anbieten.


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