Für Tim Wu ist klar: Die Werbeindustrie will uns nicht gut. Sie programmiere uns mit Absicht darauf, immer mehr Informationen aufzunehmen – ohne, dass wir sie überhaupt richtig verarbeiten könnten. Das sei allerdings kein neues Phänomen, meint der Bestsellerautor. In seinem Buch «The Attention Merchants» erzählt er die Geschichte des Aufmerksamkeitshandels.
Columbia-Professor Wu beginnt diese Geschichte 1833 mit der Gründung der Zeitung «Sun» in New York. Herausgeber Benjamin Day habe darin halbwahre Sensations-Geschichten publiziert und sein Blatt zu einem unschlagbar tiefen Preis verkauft. Dadurch habe er Aufmerksamkeit generiert, die er in Form von Werbeanzeigen gewinnbringend weiterverkauft habe.
Dieses Prinzip sei in den vergangenen 200 Jahren perfektioniert worden, sagt Tim Wu. «Werbefinanzierte Medien müssen immer die Aufmerksamkeit des Publikums bieten können.» Im Internetzeitalter funktioniere es nun besonders gut. So prasselten im Gratis-Web Fluten an echten Informationen und Fake News auf uns ein mit dem einzigen Ziel, unsere Aufmerksamkeit zu erregen. Mit fatalen Folgen für unsere Konzentrationsfähigkeit, wie Wu im Video erklärt:
Tim Wu spricht am 15. Europäischen Trendtag vom 13. März 2019.
Beyond Words: Neue Interfaces für eine neue Kommunikation