GDI: Frau Bermingham, wie können wir herausfinden, welche Lebensmittel am besten zu uns passen? Durch die Analyse unserer DNA? Mit Fragebögen zu unserem Essgewohnheiten? Indem wir einfach das essen, was uns am besten schmeckt? Oder was sonst?
Kate Bermingham: Durch eine Kombination aus all diesen Möglichkeiten und noch einigen mehr. Wie sich ein Lebensmittel auf die Gesundheit auswirkt, hängt davon ab, wer es isst, wie man es isst, warum man es isst und was man in diesem Moment tut. Wir wissen, dass es grosse Unterschiede darin gibt, wie verschiedene Menschen auf dieselben Lebensmittel reagieren, und ein personalisierter Ansatz für die Ernährung muss so viel wie möglich von dieser Individualität erfassen. Dafür müssen wir Ihre biologische Personalisierung mit einer Personalisierung überlagern, die berücksichtigt, wie Sie Ihr Leben leben und wie Sie Ihre Ernährungsentscheidungen treffen.
Auf der International Food Innovation Conference des GDI sprechen Sie von der «Revolution in der personalisierten Ernährung». Wer ist der Revolutionär? Die Hardware? Software? Daten? Bakterien?
Die Art und Weise, wie wir forschen, hat sich verändert: Neue Technologien, biologische Ferntests und Bürgerwissenschaft haben die Erhebung grosser Datenmengen ermöglicht. Dieser Wandel ermöglicht es uns, Daten in einem Umfang, einer Breite, Tiefe, Auflösung und Präzision zu sammeln, die nie zuvor möglich waren. Das hat das Potenzial für die personalisierte Forschung revolutioniert.
Und wir brauchen diese Breite, Tiefe, Auflösung und Präzision der Daten, um ein gesundes und schmackhaftes Frühstück zuzubereiten?
Gesundheit ist, wie der Geschmack, etwas sehr Persönliches. Aus unserer eigenen Forschung wissen wir, dass Ihre Biologie (einschliesslich Ihres Blutfett- und Blutzuckerspiegels sowie Ihres Mikrobioms), aber auch Ihr Lebensstil und Ihre Ernährungsgewohnheiten (einschliesslich des Zeitpunkts Ihrer Mahlzeiten, Ihrer Schlafqualität oder Ihres Essensrhythmus), die von Tag zu Tag variieren können, wichtige Faktoren für Ihre Gesundheit sind.
Wie kann ich meine Gesundheit durch eine personalisierte Ernährung verbessern?
Was Sie in Bezug auf Ihre Ernährung besonders macht, ist nicht nur, wer Sie sind, sondern was Sie tun. Deshalb sind wir der Meinung, dass jeder Mensch seine Ernährung und seinen Lebensstil individuell anpassen kann, um seine Gesundheit langfristig zu verbessern. Zum Beispiel ist die Art und Weise, wie man isst, einschliesslich des Timings und der Geschwindigkeit, ein Bereich, den man verbessern kann. Alle unsere Erkenntnisse teilen wir im ZOE-Podcast, um Veränderungen auf eine umsetzbare Weise zu ermöglichen. Je besser wir Ihre Lebensstil-Informationen mit biologischen Informationen über die Lebensmittel, die Sie essen sollten, überlagern können, desto individueller können die Ernährungsempfehlungen werden.
Essen ist etwas, das uns verbindet, man denke nur an das Vaterunser und den Begriff «unser tägliches Brot». Hat eine Fokussierung auf individualisierte Lebensmittel negative Folgen für den sozialen Zusammenhalt?
In der häuslichen Umgebung ist das gemeinsame Essen ein wichtiges Ritual, das über das biologische Bedürfnis nach Nahrung hinausgeht. Deshalb muss ein personalisierter Ernährungsansatz auch soziale und kulturelle Aspekte im Zusammenhang mit den Ernährungsgewohnheiten berücksichtigen. Wir müssen die Menschen nach dem Umfeld fragen, in dem sie leben, und die Vorlieben nicht nur von ihnen selbst, sondern auch von ihren Mitmenschen berücksichtigen. Unser Ziel sollte es sein, Mahlzeiten zu empfehlen, die alle im Haushalt geniessen können.
Über die Jahrhunderte hinweg wurde aus Lösungen für eine bessere Gesundheit auch jeweils ein gutes Geschäft. Wird es auch dieses Mal so kommen?
Es hat bereits begonnen. Wir befinden uns in einer aufregenden Ära neuer Technologien, in der wir Daten über mobile Apps, tragbare Sensoren und klinische Ferntests sammeln können. Mit Citizen Science und Machine Learning können wir dabei ein Ausmass erreichen wie niemals zuvor. Die Forschung im Bereich der personalisierten Ernährung ist geradezu explodiert, ebenso wie die Zahl der verfügbaren kommerziellen Produkte. Unser Ziel bei ZOE ist es, die Gesundheit der Menschen zu verbessern, und wir sind immer noch dabei zu lernen und zu verstehen, was wirklich wichtig für die individuelle Gesundheit ist. Wir hoffen, dass wir in Zukunft Ratschläge geben können, die für die gesamte Bevölkerung zugänglich sind, indem wir einige sehr einfache Routinetests durchführen. Dies ist eine neue Wissenschaft, die allen zugute kommen wird: Wenn die Menschen ihre Daten mit uns Forschenden teilen, lernen wir mehr, können Empfehlungen aussprechen und all diese Erkenntnisse in einer umsetzbaren Form weitergeben.
Kate Bermingham spricht am 21. Juni 2023 auf der 3rd International Food Innovation Conference am GDI zum Thema «Von Big Data zu besserer Gesundheit: Die Revolution der personalisierten Ernährung. Wie man durch die Kombination von Wissenschaft, künstlicher Intelligenz und Zusammenarbeit Einheitslösungen vermeidet.» Jetzt anmelden!