Unsere Aufmerksamkeit wird bombardiert von schnellen Social-Media-Videos, automatisch zusammengefassten KI-Antworten und Kurznachrichten. Nuancen und Differenzierungen dringen im Informationsüberfluss oft kaum durch. Doch komplexe Themen verlangen genau diese vertiefte Auseinandersetzung. Mai Thi Nguyen-Kim spricht darum auch von einer strukturellen Benachteiligung der Wissenschaftskommunikation. Denn Zuspitzungen oder sogar Falschaussagen sind oft kürzer und wirksamer.
Live am Europäischen Trendtag
Dr. Mai Thi Nguyen-Kim zeigt am 25. März am GDI auf, wie faktenbasierte Inhalte durch fundierte, unterhaltsame und zielgruppengerechte Aufbereitung in einer polarisierten Medienwelt bestehen können.
Das Bullshit-Asymmetrie-Prinzip
Sind Falschaussagen verbreitet, ist es oft schwierig, diese wieder aus der Welt zu räumen. Die promovierte Chemikerin verweist dazu auf das Bullshit-Asymmetrie-Prinzip: «Demnach kann man mit sehr wenig Anstrengung Bullshit behaupten, während es unverhältnismässig viel Anstrengung bedarf, diesen Bullshit zu widerlegen.» Ein Beispiel ist etwa der Mythos, dass Menschen im Schlaf Spinnen verschlucken. Die Information wurde in den 1990ern von Kolumnistin Lisa Holst als soziales Experiment gestreut, um zu zeigen, wie schnell sich Falschaussagen verbreiten. Bis heute hält sich der vermeintliche Fakt hartnäckig.
Kommunikations-Zwiebel
Um Wirkung zu erzielen, müssen Inhalte zuerst Aufmerksamkeit erhalten. Als erfolgreiche Youtuberin versteht Nguyen-Kim die Algorithmus-Logik der Plattform und bedient sich gekonnt deren Elemente. Ein knackiger Clickbait-Titel führt etwa dazu, Inhalte an ein Publikum zu bringen, das einem Thema vielleicht kritisch gegenübersteht. Irreführend sollte der Clickbait aber nicht sein. Denn nicht alle Inhalte werden bis zum Schluss angeschaut. Für die Wissenschaftsjournalistin geht es dabei auch um die Verantwortung, keine Falschaussagen zu verbreiten, wenn jemand nur die Überschrift liest.
Die Videos auf Nguyen-Kims Kanal «MaiThink X» sind vergleichsweise lang. Für komplexe Inhalte sei ein schrittweiser Zugang nötig. Wissenschaftskommunikation sei ein bisschen mit den Schichten einer Zwiebel zu vergleichen. Im Kern liegt beispielsweise eine Studie, die aufgrund der fachlichen Aufbereitung nur wenigen Personen zugänglich ist. Reels und andere Kurzvideos, welche die Themen in einer halben Minute stark vereinfacht skizzieren, liegen auf der äussersten Schicht. Sie erzielen eine viel grössere Reichweite. Für Nguyen-Kim ist klar, dass der Zugang von aussen nach innen erfolgt. Nur wer es schafft, bei einem breiten Publikum Interesse zu wecken, kann diese an differenzierte Inhalte heranführen und echte Wirkung erzielen.
Reclaiming Focus am Europäischen Trendtag
Wie es gelingt, auch mit komplexen Themen die Informationsflut zu durchbrechen, zeigt Mai Thi Nguyen-Kim am 25. März am GDI in Rüschlikon. Melden Sie sich jetzt für den Europäischen Trendtag an und erfahren Sie, wie Sie mit Qualität, Vertrauen und Relevanz wieder Wirkung statt Lärm erzeugen.