Der 3-D-Druck ist das nächste grosse Ding – zumindest wenn man der Trend-Bibel «Wired» glaubt, die das Thema unlängst auf die Titelseite hievte und gar von einer Revolution sprach.
Diese Revolution wird auch an der Handelswelt nicht spurlos vorbeigehen. Die Firma Shapeways etwa könnte den Laden gleich ganz ausschalten. Das holländisch-amerikanische Unternehmen ist eine Art 3-D-Druckerei. User laden eigen Designs für Objekte wie Schmuck, Geschirr oder auch Spielzeug auf shapeways.com, und Shapeways druckt sie dreidimensional. Diese Objekte können so gut wie alles sein, was sich aus Plastik, Stahl, Silber oder Keramik herstellen lässt.
Shapeways macht aber noch mehr. Die Webseite funktioniert auch als Marktplatz, auf dem die User ihre Objekte gegen eine Provision verkaufen und verschicken lassen können. Und das erinnert an Amazon.
Das Potential hat auch Chris Dixon erkannt. Der Kapitalgeber, der schon mit Investitionen in Skype, Kickstarter und Foursquare ein gutes Händchen bewies, meldete vor wenigen Tagen, dass er den Start-up mit 30 Millionen Dollar finanziere. «Shapeways tut für die Produktion, was das Internet fürs Self-Publishing tat. Es macht es zugänglich für jedermann», sagt Dixon.
Was bedeutet das für die Handelswelt? Zum einen verschiebt 3-D-Printing traditionelle Rollen: Die Kundin wird zur Produzentin und der Händler zum Dienstleister. Retailer tun gut daran, diese Verschiebung nicht etwa auszusitzen, nur weil ihnen ein paar Felle davonschwimmen könnten. Die Zukunft gehört jenen, die sich in diesem neuen Rollenverhältnis aktiv als «enabler» positionieren, als Dienstleister, die dem neuen Kunden ermöglichen, zum produzierenden Konsumenten zu werden, zum «prosumer».
Zum andern zwingt die 3-D-Bewegung die Hersteller, ihr Monopol auf das Design der Waren zu lockern. Je mehr Menschen ihren eigenen Verlobungsring und ihre eigenes Tafelsilber drucken, desto eher werden sie von Fabrikanten Mitwirkung verlangen. Die professionelle Expertise kommt den Produzenten dabei zugute. Denn während man auf Shapeways heute schon tausende von simpel designten und eher kleinen Objekten wie iPhone-Hüllen und Figürchen findet, dürfte es noch eine Zeit dauern, bis komplexe und grössere Objekte wie Möbel oder Kinderwagen in der Heimstube herstellbar sind. Hier liegt eine Menge Potenzial für echte Ko-Kreation.