Social Marketing, Social Economy, Social Currency - alles muss derzeit social sein. Warum ist das so?
Es gab doch schon immer einen Hype um den sozialen Status. Das fängt bereits im Kindergarten an. Da bist du der coolste Typ, wenn du viele Freunde hast. Der Beliebtheitswahn an amerikanischen Schulen geht in eine ähnliche Richtung. Wenn du populär bist und dich gut verkaufen kannst, schauen alle zu dir auf. Sozialer Erfolg verleiht einem eine gewisse Macht, da ist es nicht verwunderlich, dass nun immer mehr Bereiche «social» sind und werden.
Eines der Stichworte lautete Social Currency. Wie muss man das verstehen, Beziehungen als Währung?
Besonders in sozialen Netzwerken geht es nicht um monetäre Werte, sondern um Beziehungen. Je mehr Kontakte ich habe, desto kostbarere bin ich als Kunde, und umso höher ist meine «soziale Liquidität». Ein gutes Netzwerk ist also Gold wert.
Erleben wir gerade das vieldiskutierte Ende von Hierarchien?
Nein, dass denke ich nicht. Gerade in Netzwerken lassen sich hierarchische Strukturen erkennen. Viele qualitative Kontakte können einen an die Spitze der Netzwerk-Pyramide katapultieren. Als Netzwerk-Neuling hingegen muss man sich in kleinen Schritten von ganz unten hocharbeiten.
Teilen wird in «social» Zeiten immer wichtiger. Was teilen Sie? Und, vielleicht noch wichtiger, wo sind für Sie die Grenzen?
Ich denke, wir posten Dinge, von denen wir annehmen, dass sie andere interessieren. Ich teile zum Beispiel meine Standorte oder myTaxi Fahrten live auf Facebook. Meine Freunde sehen dann, dass ich unterwegs bin und wann ich eintreffen werde. Wirklich persönliche Themen kommuniziere ich allerdings lieber im Gespräch als an der Pinnwand.
Was bedeutet der Sharing-Trend für Marken?
Soziale Netzwerke eignen sich besonders gut um eine Markenpersönlichkeit zu kreieren. Emotionale Werte lassen sich so prima vermitteln. Und je emotionaler eine Marke rüberkommt, desto mehr Interesse kann ich wecken. Durch die Personifizierung der Marke ist es leichter mit den Kunden in Kontakt zu treten. Die Kommunikation über Chats, Posts, Tweets und Comments ist absolut informativ, da man direktes Feedback der Zielgruppe bekommt. Die Nähe zum Kunden bekommt eine ganz neue Definition.
Wie deuten Sie persönlich den Titel des GDI-Trendtages «Kult des Sozialen»?
Ohne Sozialen Buzz, also den Input und die Synergien Sozialer Netzwerke geht heutzutage fast nichts mehr. Social-Media-Plattformen ermöglichen den direkten Dialog nicht nur mit Freunden, sondern auch mit Fans und Kunden. Dabei sehe ich Facebook, Twitter und Co. nicht als Werbemedien, sondern eher als Kundenrückkanal. Wir freuen uns über Feedback und Anregungen, und die Leute können sehen, was hinter den Kulissen bei uns abgeht.
Sven Külper ist Mitbegründer und CEO der Intelligent Apps GmbH in Hamburg. Das Start-up ist Anbieter des innovativen Taxibestellsystems myTaxi (Video unten), das die Bestellung eines Taxis per App ermöglicht. Külper spricht am GDI Trendtag vom 14. März 2012 am GDI über die Revolution im Taximarkt. Alle Interviews mit den Trendtag-Referenten finden Sie in der News-Rubrik.