Hallo Nachbar*in
Die grosse Schweizer Nachbarschaftsstudie
AutorInnen: Karin Frick, Marta Kwiatkowski, Jakub Samochowiec
Auftraggeber: Migros Kulturprozent
Sprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch
2022
Nachbarschaft ist wichtig, auch und gerade heute noch. Das war wohl selten so sichtbar wie in der Zeit der Coronapandemie. Nachbar:innen haben sich gegenseitig geholfen, kleine Erledigungen übernommen. Das Gespräch von Balkon zu Balkon oder im Treppenhaus war manchmal der einzige Kontakt zur Aussenwelt. Seitdem rückt Nachbarschaft wieder mehr in den Blick.
Und jenseits der Pandemie – was bedeutet Nachbarschaft heute eigentlich? 83 Prozent der Schweizer Bevölkerung lebt in einer grösseren Stadt oder ihrem Umland. Im Gegensatz zum Dorf sind die Einwohner:innen der Schweiz an ihrem Wohnort meist von Menschen umgeben, die sie kaum kennen. Wie viel Kontakt haben sie, wie gross ist das gegenseitige Vertrauen? Was erwarten die Menschen voneinander? Was ist gut, was könnte besser werden? Wie wünschen sie sich das Zusammenleben, den Alltag? Wie wichtig ist die Beziehung zu den Nachbar:innen für Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden? Und wie haben sich die Nachbarschaftsbeziehungen in der modernen Gesellschaft verändert, gerade durch die Pandemie?
Erste Schweizer Nachbarschaftsstudie
Das ist bisher erstaunlich wenig erforscht. In der ersten schweizerischen Nachbarschaftsstudie hat das GDI daher im Mai 2022 Nachbarschaften in einer repräsentativen quantitativen Befragung und einer qualitativen Studie empirisch untersucht. Dabei stand für uns nicht der räumliche Gesichtspunkt von Nachbarschaft im Vordergrund. Sondern die Art von Beziehungen, die Nachbar:innen zueinander pflegen oder sich wünschen.
Ergebnis: Nachbarschaft in der Schweiz funktioniert bemerkenswert gut. Nachbarschaftsbeziehungen sind intakt und im Gleichgewicht. Das Verhältnis zwischen Nachbar:innen ist zwar in der Mehrheit von Distanz geprägt, aber gleichzeitig besteht ein grosses, grundlegendes Vertrauen zueinander. Die meisten Befragten schätzen das distanzierte Verhältnis zu ihren Nachbar:innen und möchten keine Verpflichtungen in der Nachbarschaft übernehmen. Doch wenn Nachbar:innen Unterstützung benötigen, ist man selbstverständlich da, wie in der Pandemie. Dauerhaft geändert hat sich das Miteinander in der Nachbarschaft durch die Pandemie allerdings nicht. Vielleicht, weil die Mehrheit der Nachbar:innen schon vorher zufrieden damit war, wie es ist. Warum etwas ändern? Die meisten leben seit mehr als zehn Jahren in ihrer aktuellen Nachbarschaft, das langjährige Miteinander schafft offenbar Vertrauen und Stabilität.
Das Nachbarschaftsnetz wird dabei vor allem getragen von kleinen Gesten und Freundlichkeiten. Ein Lächeln, ein kurzes Hallo, Türe aufhalten, Respekt, Rücksicht auf Schwächere, sorgfältiger Umgang mit gemeinsam genutzten Innen- und Aussenräumen. Freundliches Nebeneinander bestimmt den Ton, nicht aktives Miteinander.
Migros-Engagement fördert mit der schweizweiten #nachbarschaftsinitiative das Engagement von Menschen, die sich für ein gutes Zusammenleben einsetzen. Damit Nachbarschaften auch in Zukunft gute Nachbarschaften bleiben. migros-engagement.ch/nachbarschaft
Deutsch: http://doi.org/10.59986/IHYR3523
Französisch: http://doi.org/10.59986/NODU5582
Italienisch: http://doi.org/10.59986/RUBZ2860
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