Medienmitteilung
ESSKULTUR ALS SCHLÜSSEL FÜR FOOD-INNOVATION
Rüschlikon, 18. November 2024. Die Einführung neuer Food-Produkte kann von der Einbettung in den regionalen Esskultur-Kontext profitieren. Das zeigt die neue Studie «Decoding Food Culture: Wie Innovationen zu Traditionen werden» des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI), welche die Esskulturen in der Schweiz und den grenznahen Regionen der Nachbarstaaten erforscht.
In der Schweiz wird beim Essen der grösste Wert auf Gemeinschaft gelegt, währenddessen ist in Norditalien die regionale Verwurzelung in der Esskultur besonders ausgeprägt. 92 Prozent der Befragten gaben an, ihr Ernährungsverhalten habe sich in den vergangenen 10 Jahren verändert. Als häufigste Gründe hierfür wurden genannt: neue Informationen (42 Prozent), Gewichtskontrolle (40 Prozent), Gesundheitsaspekte und finanzielle Gründe (je 32 Prozent).
Genussmenschen sind am offensten für kulinarische Veränderungen
Wo sich Essgewohnheiten verändern, ergeben sich auch Chancen für Produktinnovationen. In der Befragung wurde deshalb auch die «Willingness to Try» untersucht, also die Bereitschaft einer Person, beim Essen etwas Neues zu probieren. Hierbei spielen neben anderen Persönlichkeitsmerkmalen auch Unterschiede in der Esskultur eine Rolle. Die Studie untersucht anhand von sechs Dimensionen der Esskultur (Genuss, Gemeinschaft, Gesundheit, (Selbst-)Kontrolle, Rituale und Verwurzelung), wie sie sich in der Einstellung zu Food-Innovation und neuartigen Lebensmitteln unterscheiden:
- Ein ausgeprägter Genussfokus ist der stärkste Indikator für eine hohe Offenheit gegenüber neuen kulinarischen Erfahrungen. Genussmenschen verbinden Essen mit Abwechslung und Abenteuer, daher lassen sie sich gern auf neue Ernährungstrends ein.
- Auch Esskulturen, die stark von den Dimensionen Gemeinschaft und Gesundheit geprägt sind, führen zu einer grösseren Willingness to Try. Gemeinsame Mahlzeiten oder soziale Events schaffen eine Atmosphäre, die neue Erfahrungen fördert. Auch Menschen, für die gesundes Essen besonders wichtig ist, neigen dazu, flexibler auf neue Ernährungstrends zu reagieren.
- Je enger die Verbindung zu traditionellen Essgewohnheiten ist, desto geringer ist die Bereitschaft, Neues zu probieren. Aufgrund der starken kulturellen oder familiären Identität werden Veränderungen oft eher als Bedrohung empfunden.
Die Schweiz im Vergleich mit den Esskulturen in den umliegenden Grenzregionen
Für die Studie wurden nicht nur Personen aus den drei grossen Schweizer Sprachregionen nach ihren Essgewohnheiten befragt, sondern auch Bewohner aus den grenznahen Regionen Deutschlands (Baden-Württemberg/Bayern), Österreichs (Vorarlberg), Frankreichs (Franche-Comté/Rhône-Alpes) und Italiens (Lombardei). Die wichtigsten esskulturellen Unterschiede:
- Gemeinschaft ist zwar überall der wichtigste Faktor der Esskultur, wird aber in der Schweiz am höchsten bewertet – und in Süddeutschland am niedrigsten. Hierzulande scheint beim Essen also Zwischenmenschliches wichtiger zu sein als in Bayern oder Baden-Württemberg.
- In der norditalienischen Lombardei wird von allen untersuchten Regionen am meisten Wert auf regionale Traditionen und Familienrezepte gelegt. Dort wird ebenfalls mit Abstand am häufigsten auf das Gewicht geachtet. Im österreichischen Vorarlberg hingegen mag man sich beim Essen am wenigsten einschränken und Kalorien zählen. Die Schweiz und die französischen Grenzregionen nehmen jeweils eine Mittelposition ein.
Empfehlungen für auf Esskultur ausgerichtete Food-Innovationen
Die verschiedenen Dimensionen der Esskultur bieten Unternehmen eine Reihe von Hebeln, um neue Produkte und Services so zu positionieren, dass sie kulturelle Barrieren überwinden und sich in den Alltag der Konsument*innen integrieren lassen. Die GDI-Studie enthält hierzu umfassende Handlungsempfehlungen. Einige Beispiele:
- Märkte mit ausgeprägter Genuss- und Gemeinschaftsorientierung bieten ideale Einstiegsbedingungen für Food-Innovationen. Der erste Kontakt mit einem neuen Produkt muss dabei überzeugen – sei es bei einer Degustation, einem exklusiven Restaurantbesuch oder an einem Food-Festival.
- Für die Integration von Food-Innovationen in den Ernährungsalltag spielen Gesundheit und Kontrolle eine zentrale Rolle. Dabei wird die Verhaltensänderung nicht nur durch persönliche Motive wie Gesundheitsbewusstsein gesteuert, sondern auch durch externe (Umwelt-) Faktoren, neue Erkenntnisse und Informationen oder finanzielle Aspekte.
- Die kulturelle Integration einer Food-Innovation stellt eine besondere Herausforderung dar. Das neue Produkt kann behutsam in bestehende Traditionen eingebettet werden, indem es lokale Gerichte ergänzt oder traditionelle Produkte zeitgemäss ersetzt. Diese Strategie erfordert eine kulturkonforme Ausrichtung aller Marketinginstrumente.
Die Studie «Decoding Food Culture: Wie Innovationen zu Traditionen werden» steht ab sofort kostenlos unter gdi.ch/esskultur zum Download bereit.
Medienkontakt
Franziska Wiesner
Head of Marketing and Communications
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
Rüschlikon
Telefon +41 79 542 00 30
medien@gdi.ch
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Über das Gottlieb Duttweiler Institute
Das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) ist der älteste Think Tank der Schweiz. Als Ort für Inspiration, Innovation und strategische Impulse bringt das GDI Entscheidungsträger*innen zusammen, um die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten. Das GDI verbindet Forschung und Praxis, um gemeinsam mit Unternehmen wegweisende Strategien zu entwickeln. Es stärkt Führungskräfte in den Bereichen Handel, Ernährung und Gesundheit und bietet Orientierung in Zeiten des Wandels – stets mit Blick auf gesellschaftliche, technologische und ökologische Veränderungen. Das unabhängige Institut wird vom Migros-Kulturprozent unterstützt. www.gdi.ch