Medienmitteilung: DEUTSCHE HABEN KEINE ZEIT UND LUST MEHR, ZU SHOPPEN – GDI-STUDIE ERKLÄRT, WESHALB SHOPPING SO UNBELIEBT IST
Rüschlikon, 24. Juni 2024. Der Zeitstress, dem Konsument*innen immer stärker ausgesetzt sind, und die mangelnde Lust am Shoppen drohen den Handel in eine fundamentale Krise zu stürzen. Bummeln ist out. Das ist das Ergebnis der neuen Studie «Ausgebummelt: Wege des Handels aus der Spass- und Sinnkrise – Deutschland-Edition» des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI), die heute veröffentlicht wird. Die repräsentative Befragung zeigt, dass Einkaufen für die deutsche Bevölkerung kein Freizeitvergnügen mehr ist. Shopping gehört zu den unbeliebtesten Aktivitäten im Alltag. Der Handel muss schneller, näher, schöner und sinnvoller werden, um dem Negativtrend zu begegnen.
Nach Lieferkettenengpässen, steigenden Rohstoffpreisen und Fachkräftemangel stellt nun ein weiterer Faktor den Handel vor eine grosse Herausforderung: Zeit. Sie wird bei Konsumentscheidungen zur kritischen Ressource. 34 % aller Deutschen im erwerbsfähigen Alter stehen häufig oder fast immer unter Zeitstress, obwohl sie im historischen Vergleich mehr freie Zeit zur Verfügung haben. Ihre wertvolle Zeit wollen Konsument*innen immer weniger mit Shoppen verbringen.
Die Ergebnisse der neuen Studie «Ausgebummelt: Wege des Handels aus der Spass- und Sinnkrise – Deutschland-Edition» des GDI deuten auch darauf hin, dass sich die Einstellung zum Einkaufen gewandelt hat. Es wird nicht mehr als angenehme Freizeitbeschäftigung, sondern als «mühsame Tätigkeit» wahrgenommen.
SHOPPING SO UNBELIEBT WIE HAUSARBEIT
Den meisten Menschen macht es weder Spass, noch erleben sie Einkaufen als sinnstiftend, so die Ergebnisse der GDI-Befragung. Shopping zählt zu den unbeliebtesten Freizeitaktivitäten. Es ist fast so unbeliebt wie Hausarbeit. Schlimmer empfinden die Deutschen nur noch bezahlte Arbeit und Pendeln.
59 % der deutschen Bevölkerung nutzen ihre Zeit lieber anders als für den Einkauf. 38 % der Deutschen empfinden Einkaufen eher als Arbeit denn als Spass. Und jede*r Dritte (34 %) würde am liebsten gar keine Zeit mit Einkaufen verbringen.
FREUNDE UND FAMILIE TOP, SHOPPING FLOP
Ein Grund für die schwindende Kauflust ist unter anderem der Bedeutungsverlust des Konsums. Für 74 % sind andere Dinge wie Familie, Freunde und Zeit in der Natur wichtiger als Shoppen. Viele versuchen ausserdem aus Nachhaltigkeitsgründen weniger zu konsumieren. Beispielsweise gehen 83 % der Befragten weniger shoppen, weil sie ihre bestehenden Produkte möglichst lange nutzen wollen.
WENIGER ALS JEDER SECHSTE GEHT NOCH GERNE BUMMELN
Dass Zeitstress das Einkaufsverhalten beeinflusst, sieht man deutlich an der Zeit, die für das Einkaufen eingesetzt wird. Die durchschnittliche Einkaufszeit (in Minuten pro Woche) hat in den USA und in der Schweiz in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgenommen: in den USA von 166 Minuten 2003 auf 138 Minuten 2018, in der Schweiz von 139 Minuten 1997 auf 115 Minuten 2023. Die Deutschen gehen heute pro Woche etwa 117 Minuten einkaufen.
Und die wöchentliche Einkaufszeit wird in Zukunft vermutlich weiter sinken. Fast ein Viertel aller Befragten (25 %) will in den kommenden zwölf Monaten seine Einkaufszeit weiter reduzieren. Der Anteil der Deutschen, die zum Zeitvertreib gerne bummeln und shoppen liegt lediglich bei 16 %.
VIER SHOPPER-TYPEN
Nicht jede und jeder Befragte empfindet den Lebensmitteleinkauf als mühselig oder geht ungern shoppen. Es gibt teilweise grosse Unterschiede zwischen Geschlechtern oder Altersgruppen. Die unterschiedlichen Einstellungen zum Einkaufen werden in der Studie mit vier Shopper-Typen dargestellt: ziellose Bummler*innen, strikte Bedarfskäufer*innen, aufgeschlossene Optimierer*innen und effiziente Identitätskäufer*innen. Immerhin haben die letzten drei Shopper-Typen eines gemeinsam: das Bedürfnis, schnell und effizient einzukaufen.
FRAUEN MACHT SHOPPING WENIGER SPASS
Die GDI-Umfrage zeigt auch: Frauen verbringen in Deutschland etwas mehr Zeit mit Einkaufen und ältere Menschen mehr als jüngere. Beiden Geschlechtern macht Einkaufen heute deutlich weniger Spass, vor allem den Frauen. 19 % der Männer und 14 % der Frauen sagen, der Spass hat in den letzten fünf Jahren eher oder stark zugenommen. 41 % der Frauen haben heute weniger Freude am Einkaufen, bei den Männern sind es nur 28 %.
VIER WEGE AUS DER SPASS- UND SINNKRISE
Damit Einkaufen für die Kund*innen wieder attraktiver wird, muss der Handel sich gemäss den GDI-Forschern an vier «Ps» halten: Er muss schneller (Promptness), näher (Proximity), schöner (Pleasure) und sinnvoller (Purpose) werden. Der Handel muss den Menschen Zeit zurückgeben und zum Zeitgestalter seiner Kund*innen werden. Firmen, die heute finanziell erfolgreich sein wollen, müssen ihrer Kundschaft schnelles, effizientes Einkaufen ermöglichen und dafür sorgen, dass die investierte Zeit als angenehm und sinnvoll empfunden wird.
METHODIK
Für die Analyse wurde im Januar 2024 eine repräsentative Konsument*innenbefragung unter insgesamt 1030 Personen im Alter zwischen 16 und 85 Jahren in Deutschland durchgeführt. Die Ergebnisse sind bevölkerungsrepräsentativ nach Alter, Geschlecht und Bundesland.
Die komplette Studie «Ausgebummelt: Wege des Handels aus der Spass- und Sinnkrise – Deutschland-Edition» steht kostenlos unter gdi.ch/retail-deutschland zum Download bereit.
Die Schweizer Ausgabe der Studie kann unter gdi.ch/retail-studie heruntergeladen werden.
Für Rückfragen und Interviewwünsche stehen wir gerne zur Verfügung.
MEDIENKONTAKT
Franziska Wiesner
Head of Marketing and Communications
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
Rüschlikon
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ÜBER DAS GOTTLIEB DUTTWEILER INSTITUT
Das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) ist der älteste Think Tank der Schweiz. Es erforscht die Zukunft mit Trend-Studien und internationalen Konferenzen, entwickelt Innovationsstrategien und bildet die Führungskräfte von morgen aus. Mit seinen Aktivitäten baut das GDI eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis. Seine Schwerpunktbereiche sind Handel, Ernährung und Gesundheit im Kontext von Gesellschaft, Technologie und Umwelt. Darüber hinaus ist das GDI auch eine Eventlocation für geschäftliche Anlässe. Das unabhängige Institut wird vom Migros-Kulturprozent unterstützt. www.gdi.ch