Medienmitteilung

DER NEMO-EFFEKT: EINSTELLUNG GEGENÜBER TRANS- UND NON-BINÄREN MENSCHEN IST IN DER SCHWEIZ POSITIVER GEWORDEN

Rüschlikon, 6. Juni 2024. Wie denken Schweizerinnen und Schweizer über trans- und non-binäre Menschen? Das untersuchte GDI-Forscher Dr. Jakub Samochowiec im Rahmen einer neuen Gesellschaftsstudie, die im Herbst veröffentlicht wird. Seine repräsentative Umfrage zeigt: Der Auftritt der Schweizer Person Nemo am Eurovision Song Contest (ESC) bewirkte eine positive Einstellungsveränderung. 

Es gibt eine Zeit vor dem 11. Mai, und eine danach. Für die Schweiz, die nach dem Datum zum dritten Mal eine*n ESC-Gewinner*in hatte, für die non-binäre Community, die wohl noch nie so eine grosse Bühne – im wahrsten Sinne des Wortes – erhielt, und für das Gesangstalent Nemo, das an diesem Abend zum internationalen Star wurde. Doch was bewirkte all dies in der Schweizer Bevölkerung? Hat ein Medienereignis eines solchen Ausmasses die Macht, Einstellungen gegenüber einer Gruppe zu beeinflussen, ohne dass direkter Kontakt mit dieser Gruppe stattfindet? 

VOR ESC: 13 % POSTIV GEGENÜBER TRANS- UND NON-BINÄREN PERSONEN GESTIMMT

Dieser Frage sind GDI-Forschende in einer Umfrage nachgegangen. Zwei Wochen vor dem ESC wurden 3000 Menschen in der deutschen und französischen Schweiz befragt, welche Gefühle der Zuzug einer trans- oder non-binäre Person in ihrer Nachbarschaft bei ihnen auslösen würde. Etwa ein Fünftel gab an, bei dieser Vorstellung negative Gefühle zu empfinden. Etwa 13 % gaben an, positive Gefühle zu empfinden. Die Mehrheit, etwa zwei Drittel, empfand diese Eigenschaft als weder positiv noch negativ. Eine Woche nach dem ESC wurden erneut 1000 Menschen aus der französischen und deutschen Schweiz befragt. 

NACH ESC: 21 % POSITIV GESTIMMT

Und tatsächlich: Die Einstellung gegenüber trans- und non-binären Personen ist in dieser kurzen Zeitspanne deutlich positiver geworden. Der Anteil Menschen mit negativen Einstellungen ist von 21 % auf etwa 13 % gesunken, der Anteil derjenigen mit positiven Einstellungen ist überraschenderweise exakt um das gleiche gestiegen (von 13 % auf 21 %). Der Anteil der Neutralen blieb bei zwei Drittel.

Auch wenn sich der Zusammenhang nicht eindeutig nachweisen lässt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Nemos Auftritt, und die damit verbundene grosse mediale Thematisierung von Nichtbinarität, zu einem Umdenken in Teilen der Bevölkerung geführt hat. 

OFFENHEIT WIRD AUCH DURCH INDIREKTEN KONTAKT GEFÖRDERT

Vertrautheit und Offenheit einer Gruppe gegenüber können also nicht nur durch den direkten Kontakt mit bestimmten Gruppen von Menschen beeinflusst werden, sondern auch durch den Kontakt mit Kulturgütern entstehen. Diesen Effekt sagt man beispielsweise auch der «The Cosby Show» nach, die das Image der People of Color in den USA der 1980er Jahre positiv beeinflusst haben soll. Ob der Nemo-Effekt nachhaltig ist, wird sich zeigen.


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Franziska Wiesner
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