«Wer mehr Geduld hat, hat einen höheren IQ»

Die Verhaltensökonomie hat die Geduld als entscheidenden Faktor für Erfolg entdeckt. Im Interview erklärt Gerhard Fehr, wie man Geduld im Unternehmen fördert, und weshalb es dafür familiengerechte Arbeitsplätze braucht.
9 April, 2014 durch
«Wer mehr Geduld hat, hat einen höheren IQ»
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
 




Herr Fehr, was macht einen erfolgreichen Entscheider aus?


Da wird uns schon was einfallen.


Auch die Durchschnittsergebnisse?


Reziprozität?


Und welches ist der wichtigste Faktor, um extrem erfolgreich zu sein?


Und wenn Sie sich für einen der Faktoren entscheiden müssten?


Die Intelligenz auch?


Dieser Zusammenhang ist erklärungsbedürftig.


Also misst der IQ-Test nur Geduld und Selbstmotivation?


Welche Massnahmen fördern die Geduld?


Brauchen wir also eigentlich einen GQ, einen Gedulds-Quotienten, statt eines IQ?


Wenn es so klar ist, dass hohe Geduldspräferenz hohen Erfolg bringt – kann man das denn entsprechend trainieren?


Wieso das denn?


Also Verdummung eigentlich.


Weil wir doch gerade erfahren haben, dass mehr Geduld mehr Erfolg und mehr IQ bedeutet. Dann ist das Gegenteil doch Verdummung.


Wenn alle Marketer ständig meine Geduldspräferenz kleinkriegen wollen – werde ich davon angesteckt und damit ungeduldiger?


Der als ungeduldiger Choleriker bekannte Dagobert Duck sagt, bevor er explodiert, gern in aller Ruhe «Heuwägelchen» – und beruhigt sich dadurch tatsächlich manchmal wieder.


Vielleicht dafür das Unternehmer-Dasein?


Hm. Ist nicht im Vorstellungsgespräch die Standard-Antwort darauf, welche Nachteile man habe, man sei «zu ungeduldig» – weil dieser Nachteil fast schon wieder wie ein Vorteil klingt?


Warum?


Gilt die Beziehung zwischen Geduld und Erfolg auch international? Haben die Einwohner der wirtschaftlich erfolgreichsten Länder auch überdurchschnittlich hohe Geduldspräferenzen?


Und wer liegt ganz hinten?


Also wäre Gedulds-Aufbau die beste Entwicklungshilfe?


Und wie können Unternehmen, dort wie hier, am meisten zur Entwicklung von Geduldspräferenzen beitragen?


Um dazu beizutragen, muss man ja auch nicht unbedingt Unternehmer sein.


Gerhard Fehr ist Absolvent der Universität Wien in Betriebswirtschaftslehre, ausgebildeter Journalist und hat mehr als zwölf Jahre Managementerfahrung im Investment-Banking, der Medienbranche und dem Schweizer Kreditkartenmarkt. Seit 2009 leitet er gemeinsam mit Ernst Fehr die unter anderem auf Vergütungsfragen spezialisierte Unter­nehmensberatung FehrAdvice & Partners, die ihre Klienten mit dem BEA-Konzept (Behavioral-Economics-Ansatz) berät.
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