Der nachfolgende Text basiert auf einem Auszug aus der Studie «Nie zu alt? – Älterwerden zwischen Offenheit und Bewahrung», die Sie über unsere Website beziehen können.
Wir bleiben nicht unser Leben lang gleich offen, Neues kennen zu lernen. Mittels einer Umfrage unter 2000 Personen aus der Schweiz und Deutschland zwischen 16 und 74 Jahren hat das Gottlieb Duttweiler Institut untersucht, wie die individuelle Offenheit in unterschiedlichen Bereichen wie Essen, Stil, Lebenszielen oder Apps und Technologien mit dem Alter zusammenhängt.
Die Aufgeschlossenheit gegenüber Apps und neuen Technologien trägt die deutlichsten Altersunterschiede von allen untersuchten Bereichen zutage. Während viele der abgefragten Apps von jungen Menschen regelmässig gebraucht werden, nimmt die Nutzung mit dem Alter teilweise drastisch ab. Beispielsweise werden Instagram und Spotify beinahe von allen Menschen unter 21 Jahren gebraucht, ältere nutzen sie kaum. Bei der chinesischen Kurzvideo-Plattform TikTok ist der Abfall noch extremer: Während die Plattform bei den ganz Jungen beliebt ist, wird sie schon von den 20- bis 30-Jährigen deutlich seltener genutzt.
Es gibt aber Technologien, deren Verwendung mit zunehmendem Alter nicht konstant nachlässt, sondern zunimmt, und die von Leuten zwischen 20 und 30 Jahren am häufigsten genutzt werden. Dazu gehört die Nutzung von mobilen Zahlungssystemen, Podcasts, Airbnb, Uber, Tinder, Car-Sharing-Diensten und E-Microscootern. Gründe dafür sind finanzielle Möglichkeiten bei den Altersgruppen.
Was sind die Gründe, warum sich Apps und Technologien zuerst bei den Jungen durchsetzen? Dazu passt das berühmte Zitat des Science-Fiction-Autors Douglas Adams: «Anything that is in the world when you’re born is normal and ordinary and is just a natural part of the way the world works. Anything that’s invented between when you’re fifteen and thirty-five is new and exciting and revolutionary and you can probably get a career in it. Anything invented after you’re thirty-five is against the natural order of things.» Denn nüchtern betrachtet gibt es keine Gründe, warum sich eine App oder eine Technologie zuerst bei jungen Menschen durchsetzt und nicht bei älteren. Mittlerweile haben Menschen von jung bis alt ein Smartphone. Rein infrastrukturell würde also nichts dagegensprechen, dass sich auch ältere Menschen Instagram oder TikTok herunterladen. Doch dem scheint nicht so zu sein.
Ein Erklärungsversuch für diese Tatsache ist, dass man sich an das soziale Umfeld anpasst: Man tut, was die Freunde tun. Bei jüngeren Menschen ist dies ausgeprägter, weil die Suche nach Zugehörigkeit, Freundschaften und Status noch voll im Gange ist. So verbreitet sich ein neues Angebot in einem grossen sozialen Umfeld schneller. Die langsame Adaption von Apps wie TikTok bei älteren Menschen ist also Resultat eines verringerten sozialen Drucks, der in jungen Jahren viel präsenter ist.
GDI-Studie Nr. 48 / 2020
Sprache: Deutsch
Format: PDF, 42 Seiten
Sechs Themen: So verändern sich Städte nach dem Covid-19-Lockdown
In Städten herrscht Nähe, doch die Pandemie gebietet physische Distanz. Wie lässt sich das Dilemma lösen? Und wie verändert sich der öffentliche Raum? GDI-Researcherin Marta Kwiatkowski identifiziert sechs Themen, die die Post-Corona-Stadt prägen werden.
Future Skills: Das Kollaps-Szenario
Während wir jahrzehntelang mehr Wohlstand, Fortschritt und Freiheit erwartet hatten, scheint die Ära der linearen Entwicklung endgültig vorbei zu sein. Was ist, wenn die uns bekannte Gesellschaft im Jahr 2050 verschwunden ist? Wozu sollten wir fähig sein?
Was vereint die globalen Protestbewegungen?
Auch im Jahr 2020 strömen die Menschen auf die Strassen. Doch was vereint diese Bewegungen? Was unterscheidet sie?