Prothese aus dem 3D-Drucker

Mit dem Aufkommen von 3D-Druckern wird es möglich sein, immer mehr Produkte selber herzustellen – auch Prothesen, die heute oft sehr teuer sind, wenn sie von grossen Firmen in kleinen Stückzahlen auf den Markt gebracht werden. Die GDI-Studie «Robotik und Behinderungen» zeigt Projekte und Start-ups, die heute schon Prothesen zum Mitnehmen produzieren.
2 Februar, 2017 durch
Prothese aus dem 3D-Drucker
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
 

Dies ist ein Ausschnitt aus der GDI-Studie «Robotik und Behinderungen». Die vollständige Studie können Sie hier kostenlos herunterladen.

Im 20. Jahrhundert stammten fast alle Medien, die wir konsumierten, von grossen Unternehmen. Grosse Filmstudios produzierten fast alle Filme, Musikkonzerne die Musik, die wir hörten und zu der wir tanzten, und fast alles, was wir lasen, wurde von grossen Verlagen herausgegeben. Mittlerweile ist die Medienindustrie völlig umgekrempelt worden. Technologien wie Smartphones, Laptops und das Internet ermöglichen es allen Menschen, fu?r wenig Geld Musik, Filme und Texte zu produzieren wie auch zu verbreiten. Das ist sehr einfach, da es sich um ausschliesslich digitale Informationen handelt. Jeder von uns hat die Möglichkeit, diese mit Lautsprechern oder Bildschirmen in eine analoge Form, in Bild und Ton, umzuwandeln. Demgegenuüber stehen Geräte und handfeste Dinge.

Noch ist es meistens so, dass Möbel, Kuüchenutensilien, Kleidung etc. von grossen Unternehmungen bezogen werden, da wir zu Hause nicht die Produktionsmöglichkeiten dafu?r haben. Mit dem Aufkommen von 3D-Druckern wird es aber möglich sein, immer mehr Produkte selber herzustellen. Wie bei Filmen oder Musik wird dann nur noch die digitale Information aus dem Netz geladen; die Umwandlung von digitaler Information in ihre physische analoge Form findet zu Hause oder in der Nachbarschaft durch 3D-Drucker statt. Gerade Prothesen können sehr teuer sein, wenn sie von grossen Firmen in kleinen Stu?ckzahlen hergestellt werden. Eine robotische Armprothese zum Beispiel kostet rasch Zehntausende von Franken. Besonders bei Kindern, die aufgrund ihres Wachstums ein- bis zweimal pro Jahr eine neue Prothese benötigen, sind das enorme Kosten. Aus diesem Grund sind in den letzten Jahren mehrere Projekte entstanden, die Prothesen oder Teile von Prothesen im 3D-Drucker herstellen und so die Produktionskosten auf wenige Tausend Franken reduzieren können. Einige davon wie Open Bionics verkaufen persönlich angepasste Drucke selber.

Andere wie e-NABLE vermitteln zwischen Personen, die einen Bedarf haben, und Besitzern von 3D-Druckern. Das können Einzelpersonen oder sogenannte FabLabs sein – Orte, an denen allgemein zugängliche 3D-Drucker stehen (siehe Makery.info fu?r eine Übersicht u?ber FabLabs in der Nähe). 3D-Drucker bilden somit einen Barriereabbau, der Individuen dazu dient, an massgeschneiderte Hilfsmittel zu gelangen. Open Bionics wie auch e-NABLE haben gemein, dass sie die Pläne nicht als Betriebsgeheimnis hüten, sondern sie als Open-Source-Material der Welt zur Verfu?gung stellen. Das heisst, dass sie jede und jeder nach Belieben nutzen und verändern kann. Das freie Teilen der Open-Source-Druckdaten bietet in einer vernetzten Welt ungeahnte Entwicklungsmöglichkeiten, die Firmen, welche sich nicht offen mit anderen austauschen, nie erreichen können. So wie eine einzelne Firma nie eine «Wikipedia» organisieren könnte. Auf diese Weise können Prothesen auch zu individuell gestaltbaren Designerstücken werden, die nicht versteckt, sondern mit Stolz getragen und gezeigt werden. Fu?r Kinder gibt es zum Beispiel solche, die an Superhelden oder Disneyfiguren angelehnt sind.

Schon immer haben Tüftler ihre eigenen Rollstühle umgebaut und Änderungen vorgenommen. Dies hat man in der Regel aber nur fu?r sich selbst oder fu?r das nahe Umfeld gemacht. Eine weltweite Vernetzung und ein offener Datenaustausch durch Open Source ermöglichen, dass Tüftler aus der ganzen Welt als Community neue Ideen teilen und Konzepte verbessern können. Oft wird bemängelt, dass sich Firmen oder Universitäten zu wenig mit den Betroffenen austauschen und an deren Bedu?rfnissen vorbeiproduzieren. Eine Vernetzung und die Möglichkeit eines jeden, selber Hand anzulegen, garantieren, dass die Bedürfnisse Betroffener beru?cksichtigt werden. Darüber hinaus erzeugt die Vernetzung generell ein breiteres Wissen u?ber technische Hilfsmittel und wie diese den persönlichen Bedürfnissen dienen könnten.

Die GDI-Studie «Robotik und Behinderungen» zeigt, wie Robotik das Leben von Menschen mit Behinderungen in Zukunft leichter machen wird. Die vollständige Studie können Sie hier kostenlos herunterladen.

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