Der nachfolgende Text basiert auf einem Auszug aus der Studie «Nie zu alt? – Älterwerden zwischen Offenheit und Bewahrung», die Sie über unsere Website beziehen können.
Die Bereitschaft, in ein fremdes Land umzuziehen, nimmt mit dem Alter tendenziell ab. Das zeigt eine Online-Befragung des GDI von 2000 Menschen aus der Schweiz und Deutschland zwischen 16 und 74 Jahren. Am offensten für einen Umzug ins Ausland sind 20- bis 30-Jährige. Je älter man wird, desto weniger kann man sich vorstellen, im Ausland zu leben.
Hingegen können sich Menschen mit zunehmendem Alter eher vorstellen, mit Fremden zusammenzuwohnen – am meisten gar die Gruppe der 70- bis 80-Jährigen. Das heisst allerdings nicht, dass sie es wirklich gerne tun. Denn allgemein ist die Zustimmung zu Wohnen mit Fremden tief.
Vielleicht wird Menschen im Rentner-Alter stärker bewusst, dass sie ihre Wohnsituation in absehbarer Zeit verändern und sich deshalb mental bereits auf das Altersheim oder vergleichbare Wohnformen einstellen müssen. Hinzu kommt die Einsamkeit. Obwohl die Einsamkeitsgefühle mit dem Alter abnehmen, fühlt sich rund ein Drittel der Schweizer Bevölkerung über 65 «manchmal» bis «sehr häufig» einsam. Aus diesem unguten Gefühl heraus können sich Menschen eine andere Wohnsituation herbeiwünschen.
Im Bereich Soziales zeigt die GDI-Umfrage, dass Menschen ihre besten Freunde und Bekannten, dazu gehören auch Familienmitglieder, in jungen Jahren kennenlernen. Anders ausgedrückt bedeutet das, je älter Menschen sind, desto länger kennen sie ihre nahestehenden Personen schon. Je älter wir werden, desto schwerer wird es, Freunde zu finden.
Beim Thema Essen sind die Befragten aus der Schweiz und aus Deutschland länger experimentierfreudig als bei Auslandtrips. Das GDI wollte wissen, ob sich die Befragten vorstellen können, Insekten zu essen. Die Zustimmung dazu ist allgemein tief, hat aber einen Peak bei den Menschen zwischen 20 und 40 Jahren. Menschen ab 45 Jahren können sich deutlisch weniger vorstellen, Insekten zu essen, im Vergleich zu den 16- bis 45-Jährigen.
Auch in Zukunft werden verschiedene Offenheitstypen nebeneinander existieren. Die Neophilsten unter uns werden ihrer Neophilie künftig gar technologisch nachhelfen können. So hat ein Team von Forscherinnen und Forschern herausgefunden, dass es einen möglichen Zusammenhang gibt zwischen der Konzentration des Enzyms Monoaminoxidase A und einer Vorliebe für Neues. Gut möglich also, dass dereinst Tabletten unsere Offenheit beeinflussen.
Für die meisten von uns ist der Umgang mit dem Neuen wohl in erster Linie eine Aufgabe, die es kulturell und nicht technologisch zu lösen gilt. Um mit der Geschwindigkeit des Wandels mithalten zu können, werden wir Strategien erlernen für den Umgang mit vielen Wahlmöglichkeiten. Vermehrt werden wir unsere Einstellungen, Werte und Verhaltensweisen justieren müssen. Offenheit für Neues beschränkt sich demnach nicht mehr nur auf die Jugend, sondern breitet sich vermehrt über alle Altersgruppen aus.
GDI-Studie Nr. 48 / 2020
Sprache: Deutsch
Format: PDF, 42 Seiten
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