Die US-Künstlerin Holly Herndon über KI und Kunst

Holly Herndon ist Musikerin, Komponistin und eine der Vordenkerinnen auf dem Gebiet der KI-unterstützten Kreativität. Am kommenden GDI-Trendtag wird sie Einblicke in die Möglichkeiten und Herausforderungen von KI für die Kunst geben.
23 Januar, 2025 durch
Die US-Künstlerin Holly Herndon über KI und Kunst
GDI Gottlieb Duttweiler Institute

Singen wie Mick Jagger oder Mariah Carey? Beim Karaoke können wir uns daran versuchen – und je weiter wir am Original vorbeisingen, desto besser die Stimmung. Aber KI kann die Party crashen, und perfekt die Stimmen imitieren; und wer’s mag, lässt dann Mick und Mariah im Duett «White Christmas» singen.

Technisch zumindest ist das schon heute kein Problem mehr. Das zeigt das Projekt «Holly+» der US-Künstlerin Holly Herndon, die am 12. März 2025 beim 21. Europäischen Trendtag des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI) als Keynote-Sprecherin auftreten wird. Sie hat mit Holly+ einen digitalen Zwilling ihrer Stimme geschaffen, der es jeder und jedem ermöglicht, die eigenen Lieder als Holly Herndon zu singen.

Das mag zuerst dystopisch klingen – aber für Herndon ist es ein Weg, Künstlern mehr Kontrolle über ihre Kreationen zu geben. In einer KI-Welt, in der alle Daten und alle Werke fast beliebig als Futter für neue Inhalte verwendet werden, kann der digitale Zwilling Künstlerinnen ein Stück Entscheidungsgewalt über die Verwendung ihrer Stimmen und Abbilder zurückgeben.

Holly Herndon ist eine der Pionierinnen im Einsatz von KI in der Musik. Am GDI-Trendtag 2025 zeigt sie, wie KI nicht nur neue Kreativität inspiriert, sondern auch unser Verständnis von Zusammenarbeit (und Urheberrecht) verändert. «KI kann uns dazu bringen, Dinge zu kreieren, die wir alleine nie schaffen würden», sagt Herndon. In Zusammenarbeit mit ihrem Partner Mat Dryhurst und verschiedenen Chören hat sie beispielsweise das Projekt The Call entwickelt, eine KI-unterstützte Installation, die Besucher mitten in die Klangwelt eines Chores versetzt – und sie selbst zu einem Teil der Musik werden lässt, die von der KI interpretiert und weiterentwickelt wird.

Credit: Boris Camaca

Holly Herndon ist Komponistin, Musikerin und Klangkünstlerin und wird am GDI-Trendtag die Keynote «Kreative Zusammenarbeit: KI-Songbook und das Gemeingut» halten.

Neue Arbeitsweisen in der Kunst

Den wichtigsten Beitrag von KI in der Kunst sieht Herndon in der Entlastung für Kreative: «Die KI kann Routineaufgaben übernehmen und uns mehr Raum für Ideen und Experimente geben.» Anstatt jeden musikalischen oder visuellen Teil eines Werkes selbst zu erstellen, können Künstler Modelle trainieren, die basierend auf ihren Vorgaben selbstständig neue Werke kreieren. «Es ist, als hätte man eine ganze Crew von Assistenten, die einem helfen, aber nie die eigene kreative Vision aus den Augen verlieren», sagt Herndon.

Dabei betont sie die Rolle der Künstlerin als «Kurator und Leiter» im kreativen Prozess. Es gehe nicht mehr nur um die Erschaffung von Werken, sondern um die Auswahl und Interpretation der von der KI erzeugten Inhalte. Dieses Zusammenspiel von Mensch und Maschine ermöglicht neue künstlerische Ausdrucksformen, die ohne KI nicht denkbar wären. Künstliche Intelligenz kann so zu einer Bereicherung werden – nicht nur für die Künstler selbst, sondern für alle, die Kunst und Musik erleben.

Erleben Sie Holly Herndon beim 21. Europäischen Trendtag am 12. März 2025: «Highway to Heaven? Wie KI die Gesellschaft und Arbeitswelt verändert».

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