Diese Woche erhielt der renommierte Ökonom, gemeinsam mit Simon Johnson und James A. Robinson, die höchste Ehrung seines Fachgebiets – den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Rückblickend erhält sein Vortrag am GDI-Trendtag besondere Bedeutung, da er zentrale Themen seiner preisgekrönten Forschung beleuchtete.
Der türkisch-amerikanische Ökonom, der am Massachusetts Institute of Technology lehrt, betonte die zentrale Rolle von Institutionen für wirtschaftlichen Erfolg und gesellschaftlichen Wohlstand. Unter dem Titel «Redesigning AI» skizzierte Acemoglu die Herausforderungen und Neugestaltungspotenziale der generativen KI. Sein Fokus lag auf einer pro-menschlichen Ausrichtung der KI, die gesellschaftliche Verbesserungen und individuelle Unterstützung in den Vordergrund stellt.
Herausforderungen der generativen KI
Acemoglu wies in seinem Vortrag auf die Risiken generativer KI für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Gleichberechtigung hin und identifizierte vier zentrale Problemfelder:
- Übermässige Automatisierung: KI wird oft so konzipiert, dass sie menschliche Fähigkeiten ersetzt statt ergänzt, was den gesellschaftlichen Nutzen begrenzt und Einkommensungleichheiten verstärken kann.
- Verlust der Informationsvielfalt: Die Abhängigkeit von grossen Sprachmodellen fördert ein «Herdenverhalten», das die Vielfalt neuer Inhalte hemmt und die demokratische Meinungsbildung gefährdet.
- Mensch-KI-Missverständnisse: Fehlanpassungen zwischen KI und menschlicher Kognition führen zu Fehlinterpretationen, besonders in sensiblen Bereichen wie Medizin und Polizeiarbeit.
- Monopolisierte Informationskontrolle: Acemoglu warnte, dass die Kontrolle über KI und Informationen in wenigen Händen Machtmissbrauch und gezielte Desinformation erleichtern könnte.
Vorschläge zur Neuausrichtung der generativen KI
Zur Verbesserung schlug Acemoglu folgende Massnahmen vor:
- Menschliche Ergänzung statt Automatisierung: KI sollte neue Aufgaben schaffen, die Menschen unterstützen und ihre Fähigkeiten stärken.
- Steuerliche Anreize und Subventionen: Unternehmen sollten steuerliche Anreize erhalten, um arbeitsplatzschaffende KI zu entwickeln und komplementäre Technologien zu fördern.
- Datenbesitz und -märkte: Gerechtere Strukturen könnten die Dominanz grosser Unternehmen verringern.
- Digitale Werbesteuer und neue Geschäftsmodelle: Eine Werbesteuer könnte Alternativen zu datenmonopolistischen Modellen fördern.
- Neue Regulierungen: Proaktive Regularien sollen sicherstellen, dass KI menschliche Entscheidungen unterstützt und die Informationsvielfalt gewahrt bleibt.
Heute die Weichen stellen
Die KI-Entwicklung darf laut Acemoglu nicht allein dem Markt überlassen werden. Nur durch gezieltes Eingreifen von Politik und Gesellschaft kann generative KI zu einem Instrument werden, das menschliche Fähigkeiten stärkt, die Vielfalt von Informationen sichert und gesellschaftliche Ungleichheit verringert.
Neugierig, was Vordenker*innen zur Zukunft von KI in Wirtschaft und Gesellschaft sagen? Seien Sie beim nächsten Trendtag am 12. März dabei!
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