Geschlossene Geschäfte, leere Schulen, begrenzte Gruppengrössen: Während der Covid-19-Pandemie, und vor allem während der Lockdowns, wurden und werden geschäftliche und private Kontakte stark eingeschränkt. Doch die erlassenen Kontakteinschränkungen müssten nicht per se schlecht für Beziehungen sein, sagt ETH-Professor Christoph Stadtfeld. «Was wir generell aus der Forschung wissen, ist, dass Beziehungen auch mal lange Pausen aushalten.» Jeder kenne die Situation: Man treffe Schulfreunde nach Jahren wieder, und es sei sofort so, als hätte man sich nie aus den Augen verloren. Die Covid-19-Pandemie habe jedoch verändert, wie wir unsere Netzwerke lebten, wie wir unsere Kontakte pflegten. Beziehungen hätten sich in die digitale Welt verlagert, sagt Christoph Stadtfeld im Interview:
Abstriche müsse man derzeit allenfalls beim Aufbau neuer Beziehungen machen: «Es ist schwieriger, eine Beziehung über Online-Medien aufzubauen. Aber natürlich gibt es da auch Gegenbeispiele wie Online-Dating oder Online-Interessensgruppen.» Viele Kontakte entstünden allerdings immer noch im analogen Leben. Das sei auch der Grund, warum beispielsweise die ETH Zürich für ihre Erstsemester-StudentInnen ein hybrides Modell anbiete. Die grosse Erstsemesterparty fällt weg, aber die Studierenden lernen sich in kleinen Gruppen am Anfang ihres Studiums persönlich kennen und besuchen später digitale Kurse.
Das sei ein vielversprechendes Modell, so Stadtfeld. Wohl auch, weil die rein digitale Kontaktanbahnung und langfristige Beziehungspflege noch nicht ausgiebig erforscht ist.
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