«Wer zieht nach Berlin wegen einem Theater?»
Städte würden erfolgreich, wenn sie die Creative Class förderten, lautet die gefeierte These von Richard Florida. Sie ist falsch, sagt der norwegische Trendforscher Ståle Økland: Mehr Jobs seien für die urbane Attraktivität wichtiger als mehr Szene-Cafés.
17 Juli, 2014
durch
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
Herr Økland, was braucht eine Stadt, um wichtig zu sein?
Mit Ihrer Betonung der ökonomischen Stärke begeben Sie sich in direkten Widerspruch zum US-Wirtschaftsgeografen Richard Florida, der als den entscheidenden Faktor für den Erfolg von Städten nicht das Geld, sondern die Köpfe ansieht – die «Creative Class».
Wie kann man das Konzept der Creative Class falsch interpretieren?
Kommen die Jobs nicht fast von alleine, wenn erst einmal die Creative Class erfolgreich angelockt wurde?
Also setzen wir lieber eine neue Fabrik an diesen Platz, und das Café und das Theater eröffnen sich dann von selbst?
Und wenn ich als Bürgermeister für meine Bürger Arbeitsplätze in der Kultur schaffe?
In den globalen Ranglisten der Bestverdiener tauchen aber auch immer wieder Kreative auf…
So gesehen schafft das mit der Ausstrahlung ja nicht nur Hollywood, das können beispielsweise auch Basel, Genf, Zürich, Wien oder Berlin.
Wenn man dem Creative-Class-Ansatz folgt, müsste eigentlich das Arm-aber-sexy-Berlin ganz vorne liegen.
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Kultur-Investitionen ziehen also nicht unbedingt eine kreative Klasse an?
Das klingt ja nicht gerade ermutigend.
Jobs, Jobs, Jobs – wird das für einen Bürgermeister nicht langweilig?
Heute ist Detroit eher ein abschreckendes Beispiel, eine sterbende Stadt. Was ist da schiefgegangen? Und wie können sich die heutigen Verantwortlichen in anderen Städten schützen, damit es bei ihnen nicht auch so schiefläuft?
Ståle Økland ist Gründer und Leiter des norwegischen Trend-Beratungsunternehmens Global Retail Trends. Nach seinem Studium (Soziologie und Geschichte) arbeitete er in der Werbebranche als Creative und Managing Director. Sein Buch «Bykamp» (2014) befasst sich mit der Entwicklungn von Städten. Økland amtet auch als Politiker für die Konservative Partei Norwegens.