Mit der Wirtschaft ist es wie mit einem Kuchen, meint Daniel Susskind. Da wird gebacken beziehungsweise produziert, für verschiedene Verwendungen aufgeteilt – und konsumiert. Eine zentrale Rolle sowohl bei der Produktion als auch bei der Verteilung spielte bislang immer die menschliche Arbeit. Aber das ändere sich gerade, sagt Susskind, Ökonomie-Professor am Londoner King’s College: «Wir haben das Problem gelöst, wie wir den Kuchen grösser machen können – aber wir haben dafür das neue Problem, wie wir dafür sorgen können, dass jeder ein Stück vom Kuchen bekommt. Denn in einer Welt mit weniger oder gar keiner Arbeit mehr gibt es dafür noch keine Lösung.»
Am 21. Europäischen Trendtag des GDI vom 12. März 2025, «Highway to Heaven? How AI Transforms Society and Work», wird Susskinds Keynote dazu beitragen, dieser Lösung ein Stück näher zu kommen. Denn, so viel sei hier schon verraten, es handelt sich diesmal nicht um eine «transformation as usual», bei der die neuen Technologien auch die neuen Arbeitsplätze schaffen, um die beim Strukturwandel wegfallenden Jobs zu ersetzen.
«Bisher hat der technische Fortschritt den Kuchen immer grösser gemacht», sagt Susskind. «Der britische Kuchen zum Beispiel ist heute hundertmal grösser als vor 300 Jahren. Dabei hat sich auch immer die Zusammensetzung geändert: Vor 300 Jahren arbeiteten die meisten Briten auf dem Feld, vor 150 Jahren in Fabriken, und heute in Büros.» Und immer blieben so viel Zeit und Gelegenheit, dass der grösste Teil der Beschäftigten die Transformation zu neuen Jobs mitmachen und das eigene Stück vom Kuchen sichern konnte.
Daniel SusskindProfessor für Wirtschaftswissenschaften |
KI bringt ein gänzlich neues (Luxus-)Problem in die Arbeitswelt
Und dieses Mal soll alles anders sein? Es sehe ganz danach aus, meint Daniel Susskind, dessen Bestseller «A World Without Work» (Metropolitan Books, 2020) das Thema schon behandelte, als es ChatGPT noch gar nicht gab. Das gänzlich Neue an der aktuellen Transformation sei, dass die neuen Jobs, die durch neue Technologien entstehen, in grossem Ausmass nicht mehr von Menschen, sondern ebenfalls von Maschinen oder Software verrichtet würden: «Der technische Fortschritt wird dann nicht mehr den Menschen produktiver machen, sondern die Maschinen.» Als Beispiel nennt Susskind das Autofahren: Solange Menschen am Steuer sitzen, machen Navigationssysteme sie zu besseren Fahrern. Wenn erstmal die Software steuert, macht das Navi nur noch die Software besser, nicht mehr den Menschen.
In der Folge stellt KI uns damit vor ein Problem, das die Menschheit noch niemals hatte: Wie können wir Wohlstand gerecht verteilen, wenn unser traditioneller Verteilungsmechanismus, die Arbeit, wegfällt? Das sei in der Tat ein Problem, meint Susskind – allerdings eher ein Luxusproblem: «Unsere Vorfahren sind an der Aufgabe verzweifelt, den Kuchen gross genug für alle zu machen. Diese Aufgabe haben wir bewältigt. Jetzt müssen wir nur noch das mit der Verteilung schaffen. Und das wird uns nur gelingen, wenn wir ganz anders denken als jemals zuvor.»
Seien Sie dabei, wenn Daniel Susskind am 21. Europäischen Trendtag vom 12. März 2025 aufzeigt, wie KI die Arbeitswelt verändert und welche neuen Ansätze für eine gerechte Wohlstandsverteilung nötig sind.