Dies ist ein Auszug aus der GDI-Studie «Microliving – Urbanes Wohnen im 21. Jahrhundert». Die vollständige Studie ist als Gratis-Download verfügbar.
Wohnen hat in erster Linie mit Gewohnheit zu tun. Viele kurzlebige Trends prallen an den Backsteinmauern der Gebäude ab, ohne grosse Spuren zu hinterlassen. Nur langfristige gesellschaftliche Trends haben das Potenzial, die gebaute Umwelt tiefgreifend zu verändern.
Ökonomisch verankert ist diese Langsamkeit des Wandels in der Dauerhaftigkeit der gebauten «Hardware». Bei den Gebäuden beträgt die Lebensdauer in Europa durchschnittlich 100 Jahre; Stadtgrundrisse oder Infrastrukturnetze können auch Jahrtausende überdauern. Jede andere Branche – ob Elektronik, Food oder Fashion – ist daran gemessen kurzlebig und muss viel rascher auf Trends eingehen. Dieser lange Atem, gekoppelt mit einer hohen Regulationsdichte, Risikoaversion und Investitionsdruck in der Bau- und Wohnbranche, ist ein Grund dafür, warum sich Wohnen auf der Hardwareseite auch in Zukunft weniger disruptiv verändern wird.
Menschen und ihre Bedürfnisse ändern sich jedoch schneller als die gebaute Architektur. Entsprechend gross ist deshalb die Veränderungsdynamik bei der Wohn-«Software»: beim technischen und materiellen Innenleben der Gebäude sowie bei den Bewohnerinnen und Bewohnern mit allen Ideen, Bedürfnissen und Ritualen. Die Umnutzung alter Industriebauwerke zu Kreativzentren oder Loftwohnungen war Ende des 20. Jahrhunderts eines der sichtbarsten Beispiele für die disruptiven Potenziale, die sich unter einer kaum veränderten Bauhülle entfalten können. Im digitalen Zeitalter werden solche Umformungen zunehmen und einzelne Wohnungen, Häuser, Stadtviertel und Infrastrukturen betreffen.
Mehr zum Thema Wohnen im Wandel finden Sie in der GDI-Studie «Microliving – Urbanes Wohnen im 21. Jahrhundert».