Mit einer KI verhandeln? Natürlich, sagt Maya Ben Dror: «Das wird ein Gamechanger. Neue Forschungen zeigen, dass KI fast alle menschlichen Voreingenommenheiten aus Verhandlungen herausnehmen kann.» Ein digitales Gegenüber wird sich auf das gesprochene Wort konzentrieren, während Menschen immer vom nonverbalen Kontext beeinflusst werden, wie Tonfall, Gestik, Gesichtsausdruck oder Gerüche. «Nur 7 % der Informationen in einem Gespräch sind verbal», erklärt Ben Dror, die israelisch-finnische Mitgründerin des KI-Start-ups Complex Chaos. Und durch die Fokussierung auf das gesprochene Wort, kombiniert mit Kontext- und Stimmungsanalysen – steigert die KI das Vertrauen: «Studien zeigen, dass Menschen 30 % transparenter sind, wenn sie mit einer KI interagieren, die ihnen nicht all diese nonverbalen Signale gibt.»
Complex Chaos behauptet, dass es die Einigung beschleunigen und die Ergebnisse der Zusammenarbeit verbessern kann, indem es KI an den Tisch bringt. Insbesondere bei komplexer Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Akteuren könne KI bis zu 90 % der Zeit und des Aufwands für das Sammeln von Informationen, das Einbinden und die Abstimmung der Stakeholder einsparen.
Einbinden und Abstimmen vieler Stakeholder in einem komplexen Umfeld: Das wird zum Regelfall werden bei den vor uns liegenden Transformationsprozessen in vielen Branchen und Institutionen. Vom Umbau der Städte für neue Formen der Urbanität über den Bau von Windparks oder Stromtrassen in der Energiewirtschaft bis hin zu fairen und nachhaltigen Lieferketten gibt es eine unendliche Anzahl komplexer Verhandlungen, bei denen Zeit und Vertrauen eine entscheidende Rolle spielen. Auf dem 21. Europäischen Trendtag des GDI am 12. März 2025 wird Ben Dror zeigen, wie KI dazu beitragen kann, dass solche Verhandlungen schneller zu Erfolgen führen – und das auch mit guten Ergebnissen.
Wie man einen Regenwald an den Verhandlungstisch bringt
Complex Chaos‘ Hauptthema derzeit liegt im Bereich der internationalen Politik: der Klimawandel. «Wir können es uns nicht leisten, noch einmal 10 Jahre über das nächste Pariser Abkommen zu verhandeln», sagt Gründer und CEO Tomy Lorsch, der selbst miterleben musste, wie Tausende seiner Nachbarn und Freunde bei Waldbränden in Kalifornien all ihr Hab und Gut verloren. Für den Weltklimagipfel in Baku im November 2024 arbeitete er (und seine KI) mit der Gruppe der afrikanischen Staaten zusammen, um eine gemeinsame Grundlage für die dortigen Verhandlungen über die Finanzierung von Massnahmen gegen den Klimawandel zu finden. Maya Ben Dror geht davon aus, dass das Start-up auf der Grundlage seiner kürzlich verkündeten Beteiligung an einer Zusammenarbeit in der Amazonas-Region eine noch grössere Rolle beim Klimagipfel 2025 in Belém (Brasilien) spielen wird.
Eines ihrer Ziele ist es, auch Nicht-Menschen an Verhandlungen zu beteiligen: «Wir können einen Agenten für den Genfer See oder für den Amazonas-Regenwald erstellen, der alles über die Funktionsweise dieser natürlichen Lebensräume weiss und proaktiv Informationen und Hinweise zu ihren Bedürfnissen und ihrem Zustand beisteuert.» Ob die Natur auf diese Weise nur Gehör findet, oder ob sie auch eine Stimme oder sogar ein Vetorecht erhält, hängt vom Thema und von den Regeln der jeweiligen Verhandlung ab.
Seien Sie beim nächsten 21. Europäischen Trendtag am 12. März 2025 dabei: «Highway to Heaven? How AI Transforms Society and Work».