Meta-Studie: Wie die Informationstechnologie das Klima beeinflusst

Wir nutzen immer mehr Streams, Apps und Daten. Dadurch steigen auch die Emissionen und das Klima wird belastet. Wie messbar ist das? Und kann digitale Technik aus Emissionen reduzieren? GDI Senior Researcher Jan Bieser geht diesen Fragen in einem Artikel der soeben im Journal Environmental Impact Assessment Review erschienen ist auf den Grund.
3 Februar, 2023 durch
Meta-Studie: Wie die Informationstechnologie das Klima beeinflusst
GDI Gottlieb Duttweiler Institute

Die Klimaauswirkungen von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) waren in den vergangenen Jahren Gegenstand zahlreicher Studien.Der Schwerpunkt lag häufig auf der Berechnung des Treibhausgas(THG)-Fussabdrucks digitaler Technik und ihres Potenzials zur Reduzierung von Emissionen. Da die Studien sich jedoch methodisch unterscheiden, war es Zeit für einen systematischen Vergleich im Rahmen dieser Meta-Studie.

DerIKT-Sektor verursacht zwischen 1,5 % und 4 % der weltweiten THG-Emissionen. Der grösste Teil dieser Emissionen wird durch die Herstellung von IKT-Endgeräten verursacht, weshalb es gilt weniger Geräte herzustellen und deren Produktion klimafreundlicher zu gestalten. Bei Rechenzentren und Telekommunikationsnetze wie unseren Glasfaser und 5G-Netze dominiert der Stromverbrauch in der Nutzungsphase den THG-Fussabdruck. Hier gilt es nur so viel Infrastruktur wie nötig zu betreiben und Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen zu nutzen.

Weniger aussagekräftig sind die Ergebnisse von Studien über die Möglichkeitenmittels digitaler Anwendungen THG-Emissionen in anderen Sektoren, wie z. B. Gebäude und Verkehr durch intelligente Heiz- oder Transportlösungen, zu senken. Die Studien errechnen häufig grosse theoretische Klimaschutzpotenziale. Sie treffen aber keine Aussage darüber, wie viele Emissionen tatsächlich vermieden werden. Das liegt an zwei Gründen: Einerseits treffen sie sehr optimistische Annahmen, die nur unter Idealbedingungen zutreffen. Andererseits ignorieren sie emissionssteigernde Effekte, wie Rebound-Effekte, schlichtweg.

In der Konsequenz bedeutet das, wir können bis heute noch nicht mit Sicherheit sagen, ob die Digitalisierung bisher eher ein Segen oder ein Fluch für den Klimaschutz war. Die Klimaschutzpotenziale sind zwar gross, ob wir sie aber ausschöpfen ist eine andere Frage. In Zukunft sollte die Entwicklung und Nutzung digitaler Anwendungen durch empirische Studien begleitet werden. Dann können wir tatsächlich messen, ob es zu einer Reduktion oder Erhöhung von Emissionen kommt und bewerten, welche Lösungen und begleitenden Massnahmen helfen, um die Digitalisierung in den Dienst des Klimaschutzes zu stellen.

Mehr dazu erfahren Sie im Artikel «A review of assessments of the greenhouse gas footprint and abatement potential of information and communication technology».

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