Baustelle Arbeitsplatz

Die Office-Landschaft hat weltweit die massivste Disruption des bisherigen Jahrhunderts erlebt. Die neue, im Auftrag von bueroszene.ch erstellte GDI-Studie zur Zukunft des Arbeitsortes soll in diesem Anpassungsprozess eine Orientierung bieten. Welche Entwicklungen werden durch den aktuellen Umbruch beschleunigt? Welche Strukturen wurden zerstört? Und was bedeutet das für die Positionierung und Gestaltung jenes Arbeitsortes, der seit einem Jahrhundert «Büro» genannt wird?
16 September, 2022 durch
Baustelle Arbeitsplatz
GDI Gottlieb Duttweiler Institute

Der nachfolgende Text basiert auf einem Auszug aus der GDI-Studie «Oh!ffice – Die Zukunft des Arbeitsortes zwischen Ausnahmezustand und New Normal», die über unsere Website bezogen werden kann.

Seit dem Siegeszug des Personal Computers hat kein einzelnes Ereignis die Büro-Landschaft so stark verändert wie die Covid-19-Pandemie. Die massiven Verlagerungen von Erwerbsarbeit – mehr Home-Office, weniger Business-Travel – werden auch weit über das Ende der Pandemie hinaus Triebkräfte für den Strukturwandel der Büroarbeit sein. Die sich herausbildenden neuen Strukturen sind dabei auch stark von der ökologischen Transformation beeinflusst. Forderungen nach Nachhaltigkeit, Klimafreundlichkeit und Ressourceneffizienz lassen sich am besten durch eine intensivere Nutzung bereits vorhandener Flächen sowie durch die Einsparung unnötiger Mobilität erfüllen.

Die Verschiebung zum Remote-Office führt dazu, dass traditionelle Büroflächen tendenziell ab- und umgebaut werden und dass das Home-Office ausgebaut wird. Dabei gibt es in vielen Fällen kein Entweder/Oder, sondern die unterschiedlichen Arbeitsorte werden in jeweils unterschiedlichen Situationen und für unterschiedliche Funktionen genutzt. Für das Corporate-Office steht dadurch ein Umbau im Vordergrund, der die Flächen an die neuen Erfordernisse anpasst. Die Bedeutung des Einzelarbeitsplatzes nimmt dabei ab, das Office übernimmt stärker interaktive Funktionen und mutiert zum Meeting- und Collaboration-Place.

Während die Gestaltung der traditionellen Büroarbeitsplätze in den letzten Jahrzehnten professionalisiert und in Bezug auf Licht, Luft, Lärm und Ergonomie optimiert wurde, wird beim Home-Office in den meisten Fällen improvisiert – eine Arbeitsecke am Küchentisch oder ein Rückzugsort für Video-Calls im Schlafzimmer. Im Unterschied zu Küche oder Bad haben sich noch keine Standards für das Büro zuhause etabliert. Das wird sich ändern, wenn praktisch jedeR wenigstens einen Tag in der Woche daheim arbeitet – und die privaten Minimal-Arbeitsbedingungen auch vermehrt Teil des Arbeitsvertrags werden.

Die Etablierung des Home-Office als regelmässigem Arbeitsort betrifft nicht nur den Einrichtungs-, sondern auch den Wohnungsmarkt. Wer ein Haus oder eine Wohnung kauft oder mietet, wird in Zukunft auch wissen wollen, ob es ein offenes oder geschlossenes Arbeitszimmer gibt und in welchen Formen wie viele Arbeitsplätze eingerichtet werden können.

Für Hersteller und Händler eröffnet sich die Chance, beim Home-Office neue Massstäbe zu setzen und Standards zu schaffen. Dabei muss nicht alles neu erfunden werden, sondern sie können auch Elemente aus staatlichen Regeln und Corporate-Lösungen für private Nutzung übersetzen.

«Oh!ffice – Die Zukunft des Arbeitsortes zwischen Ausnahmezustand und New Normal» ist als kostenfreier Download erhältlich.

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