Medienmitteilung – VON KULTIVIERTER FOIE GRAS BIS TIKTOK-CANDY-SHOPS: DAS WAR DIE INTERNATIONAL FOOD INNOVATION CONFERENCE

Rüschlikon, 20. Juni 2024. Am 19. Juni trafen sich 200 Entscheider*innen aus der Lebensmittelindustrie und verwandten Branchen an der  4th International Food Innovation Conference  am Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) in Rüschlikon. Unter dem Motto «Culture Clash: When Food Innovation Meets Tradition» diskutierten Netflix-Grösse Nick Buettner, der renommierte Soziologe und Anthropologe Claude Fischler, die preisgekrönte Expertin für chinesisches Essen Fuchsia Dunlop oder der Gen-Z-Experte Yannick Blättler darüber, wie kulturelle Normen und Essgewohnheiten Innovationen im Lebensmittelbereich beeinflussen. Auf der Terrasse mit Blick auf den Zürichsee genossen die Gäste bei sommerlichen Temperaturen feine Speisen aus der GDI-Küche. 

Nick Buettner, bekannt aus der Netflix-Serie «The Blue Zones», eröffnete die Tagung mit einem inspirierenden Blick auf Gebiete, in denen die Menschen überdurchschnittlich alt werden. In den sogenannten Blue Zones bewegen sich die Menschen viel, kennen einen Lebenszweck, wissen, wie sie sich von Stress erholen, ernähren sich mehrheitlich pflanzlich und pflegen starke soziale Beziehungen. Trotz des Wissens über gesundes Verhalten, falle es uns schwer, unsere Gewohnheiten zu ändern, da uns schlechtes Essen nicht sofort tötet, wenn wir es essen. Die Auswirkungen erlebten wir erst Jahre später, so Buettner. Wir sollten «Umgebungen schaffen, in denen gesunde Entscheide immer die leichteren sind, als die ungesunden». «Wenn wir unser Food-System nicht selber gestalten, gestalten es Unternehmen für uns.» Das sei oft nicht die bessere Lösung. 

«Esskulturen sind wie die Grammatik einer Sprache: man denkt über sie nicht nach, bis sie nicht funktionieren.» Mit diesem Vergleich machte Claude Fischler, Soziologe, Anthropologe und emeritierter Forschungsdirektor am nationalen französischen Forschungszentrum «Centre National de la Recherche Scientifique», auf die negativen Einflüsse unseres Ernährungssystems auf unsere Umwelt aufmerksam. Innovationen, wie kultiviertes Fleisch, könnten in traditionelle Esskulturen beispielsweise über den Umweg der Medizin aufgenommen werden. So galt Schokolade lange Zeit als Heilmittel. Aber auch über schlaues Image-Management. Barilla verkaufte in den 1990er Jahren seine Nudeln als Pasta und startete damit einen Siegeszug in Frankreich. «Wir werden von Genuss geleitet, das kann uns in die richtige Richtung führen», so Fischler. 

GDI-Forscherin Christine Schäfer präsentierte Erkenntnisse zu regionalen Unterschieden und deren Bedeutung für Novel Foods. Der Erfolg neuer Produkte hänge nicht nur vom Geschmack, sondern auch von kulturellen Präferenzen und lokalen Traditionen ab. Beim Eintritt in neue Märkte müssten Hersteller daher sowohl auf die sensorischen Qualitäten ihrer Produkte als auch auf deren kulturelle Integration achten. In einer GDI-Befragung gaben 92 % an, dass sie ihre Essgewohnheiten in den letzten zehn Jahren angepasst haben. Gründe dafür waren mehr Information, Gewichtskontrolle, Gesundheit und die Finanzen. Dies waren alles rationale Gründe und nicht primär lustgesteuerte. 

Weitere Zitate der Referent*innen:

Marta Messa, Generalsekretärin, Slow Food: «Die Konzentration der Marktmacht bei wenigen Unternehmen ist ein Problem.»

Illtud Dunsford, CEO, Cellular Agriculture Ltd: «Wir brauchen mehr Werkzeuge, um unser Ernährungssystem zu ändern. Kultiviertes Fleisch ist ein solches.»

Eva Sommer, CEO und Gründerin, Fermify: «Der Preis ist immer der Knackpunkt. Kein Konsument ist bereit, für nachhaltige Produkte mehr zu bezahlen, gerade in den letzten zwei Jahren.»

Nicolas Morin-Forest, CEO und Co-Gründer, Gourmey: «Geschmack fördert die Akzeptanz in der breiten Masse.»

Jochen Pinsker, Industry Advisor Foodservice Europe, Circana: «Spannend ist nicht nur, was wir essen, sondern auch, wie wir essen. In den USA finden 26 % des Essensverzehrs im Auto statt, in Spanien sind es nur 2 %.», «Wachstumsfelder in der Gastronomie sind Travel Hubs, Frühstück und Solo Dining.»

Patrick Bühr, Head of Research and Development, Rügenwalder Mühle: «Rügenwalder Mühle macht 60 % seines Umsatzes mit fleischlosen Produkten.»

Yannick Blättler, Inhaber und Geschäftsführer, Neoviso: «Die Gen Z hat einen starken Wunsch nach Selbstverwirklichung, mentaler Gesundheit und Klarheit im Leben.» «Unternehmen sollen instant, flexibel und klar in ihrer Ansprache an die Gen Z sein.» «Vergesst das TikTok-Game nicht.»

Fuchsia Dunlop, preisgekrönte Autorin, Köchin und Expertin für chinesische Küche: «Keine andere Kultur ist so bedacht auf Gesundheit und Ernährung wie die chinesische.» «Das taktile Erlebnis ist absolut essentiell in der gastronomischen Erfahrung in China.» «Die chinesischen Ernährungsgewohnheiten können als Vorbild für nachhaltige Ernährung dienen.»

In unserer Bildergalerie stehen Ihnen die Bilder der Konferenz zur Verfügung (Quelle: GDI Gottlieb Duttweiler Institute / Sandra Blaser): https://www.picdrop.com/saenyblaser/h8upjzcsVL  


MEDIENKONTAKT
Franziska Wiesner
Head of Marketing and Communications
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
Rüschlikon
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ÜBER DAS GOTTLIEB DUTTWEILER INSTITUT
Das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) ist der älteste Think Tank der Schweiz. Es erforscht die Zukunft mit Trend-Studien und internationalen Konferenzen, entwickelt Innovationsstrategien und bildet die Führungskräfte von morgen aus. Mit seinen Aktivitäten baut das GDI eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis. Seine Schwerpunktbereiche sind Handel, Ernährung und Gesundheit im Kontext von Gesellschaft, Technologie und Umwelt. Darüber hinaus ist das GDI auch eine Eventlocation für geschäftliche Anlässe. Das unabhängige Institut wird vom Migros-Kulturprozent unterstützt. www.gdi.ch