Wie KMUs vom Einsatz Künstlicher Intelligenz profitieren

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz ist längst nicht nur Big Tech vorbehalten. Laut GDI-Researcher und KI-Experte Jan Bieser könnten auch KMUs von KI-getriebener Innovation profitieren, da immer mehr einsatzbereite Anwendungen auf dem Markt verfügbar seien. Lesen Sie jetzt das Vorab-Interview zur Konferenz «Discovery on Steroids: How AI Will Speed up Innovation».
31 Mai, 2022 durch
Wie KMUs vom Einsatz Künstlicher Intelligenz profitieren
GDI Gottlieb Duttweiler Institute

GDI: Geht es um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, ist meist von den globalen Big-Playern die Rede. Doch wie können auch KMUs KI-getriebene Innovation zu ihrem Vorteil einsetzen?

Jan Bieser: Tatsächlich ist es so, dass Unternehmen wie Google und Facebook führend in der Entwicklung künstlicher Intelligenz sind. Dies unter anderem deshalb, weil sie über grosse Datensätze verfügen, welche für das Training selbstlernender Algorithmen notwendig sind. KMUs können dennoch bereits heute von KI profitieren, weil immer mehr einsatzbereite KI-Anwendungen am Markt verfügbar sind. So muss nicht jedeR einen Algorithmus von Grund auf trainieren, sondern kann ein vortrainiertes Modell verwenden und für den eigenen Zweck einsetzen.

Was sind denn konkrete Anwendungsfälle für den Einsatz von KI in kleineren Unternehmen?

Laut einer Studie aus Deutschland sind vor allem Anwendungen in der Logistik, in der Produktion, im Einkauf und im Kundendienst vielversprechend für KMUs. Zum Beispiel unterstützen Tools zur automatisierten Identifikation von Zulieferern heute bereits EinkäuferInnen bei der Suche nach neuen Zulieferern. Es gibt aber auch Lösungen für die Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte und Dienstleistungen. Zum Beispiel erlauben Generative-Design-Tools IngenieurInnen, eine Vielzahl unterschiedlicher Konstruktionsvarianten auszuprobieren und zu testen. Personalisierte Werbung wird genutzt um Angebote besser auf die Bedürfnisse einzelner KundInnen zuzuschneiden.

Kann sich das ein kleines Unternehmen überhaupt leisten?

Da es sich hauptsächlich um Software-Lösungen handelt, ist die Aufrüstung oft mit überschaubarem Aufwand möglich, gerade wenn diese als Cloud-Lösung angeboten und nutzungsabhängig bepreist werden – Stichwort Pay-per-Use. Hier kann man sich auch erlauben, verschiedene Tools zu testen. Wichtig ist, dass man die Kompetenzen aufbaut, um die für sich passenden Lösungen zu identifizieren und einzusetzen. Wer selbst neue KI-Lösungen entwickeln will, findet heute auch Marktplätze, die den Zugang zu Daten, Tools und Dienstleistungen erleichtern. An der Konferenz Discovery on Steroids wird beispielsweise der Marktplatz Bonseyes vorgestellt, welcher genau das zum Ziel hat.

Sollten sich kleinere Unternehmen in Netzwerken zusammentun, um KI effektiv und kostengünstig zu nutzen?

Sicherlich ist es sinnvoll, geeignete Partner für die Evaluierung und Einführung von KI-Lösungen zu finden, speziell wenn man erst dabei ist, Kompetenzen in diesem Bereich aufzubauen. Für kleinere Unternehmen wäre es sicherlich hilfreich, wenn Branchenverbände Plattformen für den Austausch zu KI-Lösungen anbieten würden. Hier sehe ich in der Schweiz noch Ausbaupotential.

Inwiefern müssen Unternehmen ihre Abläufe und Geschäftsmodelle neu denken, damit sie KI erfolgreich einsetzen können?

Es muss nicht immer alles auf den Kopf gestellt werden, wenn neue KI-Lösungen eingesetzt werden. Oft werden einfach bestimmte Prozessschritte optimiert, wie zum Beispiel Absatzprognosen oder die Bedarfsplanung. Solche Anwendungen sind speziell für Unternehmen geeignet, die erst am Anfang stehen. Grundsätzlich können aber auch neue Angebote entwickelt werden. Zum Beispiel können mit einer vorausschauenden Wartung Maschinenfehler antizipiert und behoben werden, bevor sie tatsächlich eintreten. Es gibt allerdings noch keinen «One-size-fits-All»-Ansatz, und für den gewinnbringenden Einsatz solcher Lösungen muss man sich sorgfältig damit auseinandersetzen.

An der Konferenz «Discovery on Steroids» geht es darum, wie KI-Innovation beschleunigen wird. Welche Highlights erwarten die TeilnehmerInnen?

Neben dem bereits erwähnten Marktplatz Bonseyes wird ein Highlight für KMUs sicherlich die Lösung von Intellegens sein, mit der Unternehmen die Entwicklung von neuen Materialien, Chemikalien oder Arzneimitteln beschleunigen können. Die Beiträge von Marcus Du Sautoy oder Iyad Rawhan werden den TeilnehmerInnen ermöglichen, besser einzuordnen, was KI kann und wo ihre Grenzen liegen.

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