Medienmitteilung

BIOÖKONOMIE IST DIE WIRTSCHAFTSFORM DER ZUKUNFT – NEUE GDI-STUDIE

Rüschlikon, 4. April 2024. Die Biologie wird zur Schlüsseltechnologie der nächsten Jahrzehnte. Sie verändert die Strukturen und Prozesse der Wirtschaft nachhaltig. Eine neue Wirtschaftsform entsteht: die Bioökonomie. Das zeigt die neue Studie «Das Zeitalter der Biologie – Wie sich die Beziehung zwischen Mensch, Natur und Technik verändert» des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI). Eine repräsentative Befragung in der Schweiz im Rahmen der Studie bestätigt auch einen Wertewandel von einem auf den Mensch zentrierten zu einem ökozentrischen Weltbild. Es zeigt sich ein Trend zur Gleichstellung aller Lebewesen und eine zunehmende Anerkennung der Natur als integraler Bestandteil des menschlichen Lebens.

Tierfreies Fleisch, Treibstoff aus Algen und Beton aus Bakterien? Wir stehen heute an der Schwelle von einer industriellen zu einer biobasierten Wirtschaft, so die neue Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts. Das langfristige Ziel der Bioökonomie ist eine Kreislaufwirtschaft mit biobasierten Herstellungsprozessen und nachwachsenden Materialien. Technologische Durchbrüche wie der Einsatz von Bakterien zur Zersetzung von Plastikabfällen und die Speicherung von digitalen Daten in Pflanzen-DNA stehen exemplarisch für diesen Fortschritt. 

Tritt die Biotechnologie eines Tages aus dem Laborstadium heraus, werden Mikroben zum wichtigsten Rohstoff der neuen Bioökonomie. Schon 2030 könnte der Wert der Bioökonomie weltweit zwischen vier und fast 30 Billionen Dollar liegen, heisst es in einem Bericht von Schmidt Futures, einem Unternehmen des ehemaligen Google-CEOs Eric Emerson Schmidt.

Wie steht die Schweizer Bevölkerung zu Biotech und Bioökonomie? 

Die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung in der Deutschschweiz (1001 Personen, 15 – 80 Jahre alt), die im Rahmen der Studie durchgeführt wurde, weisen auf einen Wertewandel von einem anthropozentrischen zu einem ökozentrischen Weltbild hin. Die Mehrheit der Befragten (90 %) empfindet eine starke Verbindung zur Natur, unabhängig von Alter, Geschlecht und Bildung. Ein Grossteil der Befragten ist offen dafür, der Natur eine eigene Rechtspersönlichkeit zuzugestehen.

Die Mehrheit der Befragten (63,4 %) denkt, dass alle Lebewesen gleichwertig sind und es keine Hierarchien zwischen verschiedenen Arten gibt. Nur wenige (13,3 %) fühlen sich anderen Lebewesen partiell überlegen und sehen sich eher an der Spitze einer natürlichen Hierarchie. Die grosse Mehrheit (94,7 %) der Befragten stimmt die Naturzerstörung traurig und hält die Natur um ihrer selbst willen schützenswert. Nur eine ganz kleine Minderheit (2,3 %) denkt, dass Menschen über der Natur stehen und nicht Teil der Natur sind. Die Idee, dass Natur primär für die Menschen da ist und ohne Rücksicht auf Verluste genutzt werden kann, findet nur sehr wenige Anhänger. Jüngere (unter 50-Jährige) lehnen Raubbau noch stärker ab als Ältere. 

Fast die Hälfte der Befragten (46,4 %) möchte die Natur vor menschlichen Eingriffen schützen und lehnt die Erschliessung neuer, bisher ungenutzter Flächen ab. Nur rund ein Zehntel empfindet die Bewahrung von unberührter Natur als naiv.

Die meisten Befragten (45,9 %) lehnen den Einsatz von Wissenschaft und Technologie zur Kontrolle und Optimierung der Natur ab. Im Kontrast dazu steht die deutliche Zustimmung (68,7 %) für neue Entwicklungen auf Basis von Mikroorganismen.

Die Einstellung der Schweizer Bevölkerung zur Biotechnologie und zur synthetischen Biologie ist jedoch von Vorsicht und einem Bewusstsein für potenzielle Risiken geprägt. Die Umfrageergebnisse zeigen einerseits, dass biotechnologische Anwendungen zur Reparatur von Umweltschäden und Gesundheitsproblemen mehrheitlich unterstützt werden. Die Hälfte der Befragten hält den Einsatz von Biotechnologie jedoch für riskant, besonders im Hinblick auf Missbrauch oder Unfälle.

Natur wichtiger als Arbeitsplätze

Der Schutz der Natur ist für die meisten (70 %) heute deutlich wichtiger als der Schutz von Arbeitsplätzen (4 %). Dies gilt für Parteizugehörige der Sozialdemokratie genauso wie für die Grünen. Wirtschaftswachstum scheint heute für die Mehrheit das Problem zu sein, nicht die Lösung. Nur 6 % der Befragten halten Wirtschaftswachstum für notwendig, um Umweltprobleme zu lösen. 72,6 % glauben nicht, dass sich mit mehr Wachstum die Natur besser schützen lässt. 

Mensch, Technologie und Umwelt werden eins

Die These von der Trennung zwischen Menschen, Natur und Technik lässt sich, laut der GDI-Studie, nicht halten. Im Zeitalter der Biotechnologie können Maschinen zu Organismen werden und vice versa. Die Natur inspiriert neue Produktionsmethoden, bei denen organische Rohstoffe verwendet und Systeme gezüchtet statt programmiert werden.

Vier Typen der Veränderung

Die GDI-Studie identifiziert vier Haupttypen von Menschen, die unterschiedliche Perspektiven auf die Beziehung zwischen Mensch, Natur und Technik, und somit auf die Bioökonomie, reflektieren: 

  • Pragmatiker setzen auf schrittweise Verbesserungen und ein ausgewogenes Verhältnis von Technologienutzung und Naturschutz
  • Öko-Puristen bevorzugen eine Rückkehr zur Natur mit weniger Technologie 
  • Transhumanisten suchen nach Möglichkeiten, die menschliche Natur durch Biotechnologie zu verbessern 
  • Tech-Optimisten sehen die Zukunft in der Verschmelzung von Mensch, Technologie und Natur


Die Studie «Das Zeitalter der Biologie – Wie sich die Beziehung zwischen Mensch, Natur und Technik verändert» steht ab sofort kostenlos unter gdi.ch/biologie zum Download bereit.


Medienkontakt

Franziska Wiesner
Head of Marketing and Communications
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
Rüschlikon
Telefon +41 79 542 00 30
medien@gdi.ch  



Über das Gottlieb Duttweiler Institut

Das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) ist der älteste Think Tank der Schweiz. Es erforscht die Zukunft mit Trend-Studien und internationalen Konferenzen, entwickelt Innovationsstrategien und bildet die Führungskräfte von morgen aus. Mit seinen Aktivitäten baut das GDI eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis. Seine Schwerpunktbereiche sind Handel, Ernährung und Gesundheit im Kontext von Gesellschaft, Technologie und Umwelt. Darüber hinaus ist das GDI auch eine Eventlocation für geschäftliche Anlässe. Das unabhängige Institut wird vom Migros-Kulturprozent unterstützt. www.gdi.ch