Ein Tischgespräch mit Professor Allen Frances
Wir werden immer schneller krank – geschrieben. 1980 galt es als normal, dass ein Mensch ein Jahr um einen Angehörigen trauerte. 1994 legte man Psychiatern nahe, zwei Monate zu warten, bevor sie Traurigkeit, Schlaflosigkeit und Apathie als Depression einstuften. Heute lautet die Empfehlung, schon nach wenigen Wochen Alarm zu schlagen.
Vor einer Inflation psychiatrischer Diagnosen warnt Professor Allen Frances (Duke University, North Carolina). Der international renommierte Psychiater erklärt, warum alltägliche Seelenzustände nicht als geistige Krankheiten eingestuft werden sollen. Verständlich und kenntnisreich schildert Bestsellerautor Frances, wie die Pathologisierung des Menschen überhandnahm, welche Interessen dahinterstecken und welche Gegenmassnahmen es gibt.
Ein Abend im GDI über die Geschichte und Zukunft psychiatrischer Diagnosen, über die Grenzen der Psychiatrie – und ein Plädoyer für das Recht, normal zu sein.