Neue Studie des GDI zur Schweizer Nachbarschaft: Der Distanz zum Trotz -- so gut geht es Schweizer Nachbarschaften

Zürich, 2. August 2022 – In der Schweiz verlassen sich Nachbarinnen und Nachbarn gerne aufeinander. Dies deutet auf einen grossen Vertrauensvorschuss hin. Selbst die Covid-Pandemie hat die nachbarschaftlichen Beziehungen nicht verändert. Dies geht aus der heute publizierten Studie «Hallo Nachbar*in. Die grosse Schweizer Nachbarschaftsstudie» des Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) hervor, die im Auftrag des Migros-Kulturprozent verfasst wurde.

Erzählungen und Mythen um Streit mit Nachbarinnen und Nachbarn sind in der Schweiz zahlreich vorhanden. Dass diese die Wirklichkeit nur zum Teil abbilden, beweist nun erstmals eine neue GDI-Studie zur Nachbarschaft in der Schweiz. Die repräsentative Umfrage des GDI zeigt, dass die meisten Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz zwar ein eher distanziertes Verhältnis zu ihren Nachbarinnen und Nachbarn pflegen. Sie bringen ihnen aber dennoch einen grossen Vertrauensvorschuss entgegen. Obwohl die meisten Befragten ihre Nachbarinnen und Nachbarn nach eigener Einschätzung nicht gut kennen, fühlen sich drei Viertel in ihrer Nachbarschaft sicher, und es geben fast 90% an, ihren Nachbarinnen und Nachbarn zu vertrauen.

Die Studie ergab zudem, dass der Begriff der Nachbarschaft in der Romandie und im Tessin um einiges breiter gefasst wird als in der Deutschschweiz. Zählen die Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer nur ihre unmittelbaren Nachbarinnen und Nachbarn im Haus oder in den umliegenden Häusern zu ihrer Nachbarschaft, schliesst der Begriff in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz das ganze Quartier mit ein. Das Nachbarschaftsleben und der Austausch mit Nachbarinnen und Nachbarn in der Schweiz findet daher zu einem Grossteil spontan im Treppenhaus oder auf der Quartierstrasse statt.

Städterinnen und Städter sowie Romands wünschen sich mehr Kontakt
Die nachbarschaftlichen Beziehungen haben sich durch die Covid-Pandemie nicht spürbar verändert, wie die Untersuchung zeigt. Nichtsdestotrotz hat die Schweizer Bevölkerung während der Corona-Zeit unter Beweis gestellt, dass sie mit den Nachbarinnen und Nachbarn intensivere Beziehungen pflegen kann, wenn es darauf ankommt. In Bezug auf die Häufigkeit der Kontakte zeigt sich ein Unterschied zwischen Stadt- und Landbewohnerinnen und -bewohnern. Während Personen in ländlichen Gegenden zufrieden sind mit der heutigen Situation, wünschen sich Städterinnen und Städter sowie Romands mehr Kontakt mit ihren Nachbarinnen und Nachbarn. Allem voran hätte man gerne mehr Anlässe in der Nachbarschaft. Das gute Verhältnis und das Vertrauen zwischen den Nachbarinnen und Nachbarn äussert sich auch in ihrem Engagement in der Nachbarschaft. Die meisten Befragten helfen bei Bedarf aus. Die kleinen Aufmerksamkeiten und Hilfeleistungen reichen vom Ausleihen von Essenszutaten und Werkzeugen, was über zwei Drittel der Befragten (67%) tun, zum Pflanzengiessen (48%) bis hin zur gelegentlichen Kinder- und Haustierbetreuung (26%).

Vier verschiedene Nachbarschaftstypen
Im Rahmen der Studie wurden vier Nachbarschaftstypen identifiziert: die Distanzierten, die Inspirationssuchenden, die Beziehungspflegerinnen und -pfleger sowie die Werteorientierten.

  • Fast die Hälfte der Schweizer Bevölkerung zählt zum distanzierten Typ. Trotz ihrem Wunsch nach natürlicher Distanz zu ihren Nachbarinnen und Nachbarn pflegen sie ein umgängliches Verhältnis. 
  • Am zweithäufigsten ist der Typ der Inspirationssuchenden. Ein Drittel der Bevölkerung entspricht diesem Nachbarschaftstyp. Er begrüsst Unterschiedlichkeit und Diversität und legt Wert auf eine durchmischte Nachbarschaft. Er sucht Begegnungen und den Austausch mit Menschen auf Augenhöhe, mit Respekt und Solidarität. 
  • Die Beziehungspflegerinnen und -pfleger schätzen ein Gefühl von Gemeinschaft und Nähe. 
  • Für die Werteorientierten steht das gemeinsame Verständnis von guter Nachbarschaft im Vordergrund. Sie wohnen bewusst in Nachbarschaften, die dieses Verständnis teilen. Die Typen der Beziehungspflegenden machen 14% und jene der Werteorientierten 10% der Bevölkerung aus.

Migros-Engagement lanciert #nachbarschaftsinitiative
Die #nachbarschaftsinitiative umfasst verschiedene Teilprojekte, die gute Nachbarschaft fördern. Gestartet wird mit der Verlosung von 500 x CHF 500.– Migros-Geschenkkarten für kleine Nachbarschaftsprojekte. Im Herbst 2022 folgt ein Ideenwettbewerb, der grössere Nachbarschaftsprojekte unterstützt. Abgeschlossen wird die #nachbarschaftsinitiative im Mai 2023 zum Tag der Nachbarschaft. Als Detailhändlerin ist die Migros für viele Menschen ein wichtiger Ort in der Nachbarschaft – eine gute Nachbarschaft liegt ihr deshalb am Herzen. Aus diesem Grund hat das Migros-Kulturprozent die grosse Studie zur Nachbarschaft in der Schweiz in Auftrag gegeben. Die Studienergebnisse haben Migros-Engagement darin bekräftigt, die #nachbarschaftsinitiative zu lancieren, die zu einer guten Nachbarschaft beitragen soll. Denn auch lose und distanzierte Beziehungen benötigen hin und wieder etwas Pflege. Damit auch in Zukunft bei kleinen und grossen Notfällen auf die Nachbarschaft Verlass ist. migros-engagement.ch/nachbarschaft

Methodik
Die GDI-Studie «Hallo Nachbar*in. Die grosse Schweizer Nachbarschaftsstudie» basiert auf einem mehrstufigen Vorgehen. In qualitativen Interviews («Wertemonitor») wurden zuerst die Werte und Parameter erhoben, die Menschen mit Nachbarschaft verbinden. Anschliessend wurde in einer repräsentativen quantitativen Umfrage («Wertewelten Nachbarschaft») gemessen, wie gross die Gruppen sind, die in der Schweiz zu den jeweiligen Werte-Clustern (Nachbarschaftstypen) gehören. Die Auswertung der beiden methodisch unterschiedlichen Untersuchungen, die sich gegenseitig ergänzen, ermöglicht eine fundierte Analyse der Nachbarschaftsbeziehungen in der Schweiz.

Die komplette Studie, Bildmaterial sowie weitere Unterlagen stehen interessierten Medienschaffenden ab sofort kostenlos in Deutsch, Französisch und Italienisch unter gdi.ch/nachbarschaft2022 zum Download bereit.

Auskünfte an Medienschaffende:
Alain Egli, Head Marketing & Communications, Gottlieb Duttweiler Institute, Rüschlikon,
Telefon +41 44 724 62 78, Mail: alain.egli@gdi.ch

Weitere Informationen:
Medienstelle Migros-Genossenschafts-Bund, Tel. +41 58 570 38 38, Mail: media@mgb.ch

Weitere Informationen für Kundinnen und Kunden: 
Infoline Tel. 0800 84 08 48

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Das Gottlieb Duttweiler Institute (GDI) ist ein unabhängiger Think Tank in Wirtschaft, Gesellschaft und Konsum. Das Trendforschungsinstitut ist die älteste Denkfabrik der Schweiz. Die unabhängige Stiftung wird vom Migros-Kulturprozent unterstützt. www.gdi.ch