Neue GDI-Studie: «Hype oder Hilfe? Was die Blockchain wirklich leistet»
Rüschlikon, 9. Februar 2023 – Seit ihrer Einführung im Jahr 2009 hat sich die Blockchain-Technologie rasant weiterentwickelt. Heute geht es nicht mehr nur um Kryptowährungen, sondern um Vorteile für alle Branchen. Denn Blockchain kann die Digitalisierung mit Werten wie Sicherheit, Zuverlässigkeit, Privatsphäre und Vertrauen in Einklang bringen. Die neue GDI-Studie «Hype oder Hilfe? Was die Blockchain wirklich leistet» zeigt, wie das gelingen kann. Und warum die Schweiz gut aufgestellt ist.
Effizientere und robustere digitale Infrastrukturen
Unsere Abhängigkeiten von digitalen Infrastrukturen nehmen rapide zu. Prozesse werden quer durch alle Lebensbereiche und Branchen immer stärker digitalisiert. Die COVID-19-Pandemie hat diese Entwicklung in ungeahntem Masse beflügelt. Häufig werden die Lösungen aber von zentralen Dienstleistern angeboten. Nutzende können einzig darauf vertrauen, dass diese Dienstleister die Verfügbarkeit und Integrität der Systeme sicherstellen und ihre Marktmacht nicht missbrauchen. Bedeutsame Ausfälle digitaler Infrastrukturen gibt es aber auch in der Schweiz immer wieder. So sind schon mehrmals die Systeme zentraler Zahlungsdienstleister ausgefallen, was zu grossen Umsatzverlusten in Supermärkten und Restaurants führte.
Blockchain bricht nun mit dem Paradigma solch zentral betriebener Anwendungen. Stattdessen werden sie auf die Computersysteme vieler Parteien verteilt. Dadurch laufen die Anwendungen stabil weiter, auch wenn einzelne Systeme ausfallen. Auch können Daten nicht einfach unbemerkt manipuliert werden, da mehrere Co-Betreiber Einblick in das System haben. Diese Eigenschaften von Blockchain bieten eine geeignete technische Grundlage für die Schaffung robuster und effizienter digitaler Infrastrukturen.
Vier Chancen für Unternehmen
Daraus ergeben sich für Unternehmen vier konkrete Chancen:
- Integrität: Durch den verteilten Betrieb einer Anwendung kann ein manipulationssicheres Datenregister erstellt werden, zum Beispiel für digitale Grundbücher, Echtheitszertifikate für Wertgegenstände oder Herkunftsnachweise von Nahrungsmitteln.
- Automatisierung: Ganze Geschäftslogiken können sicher digitalisiert und Rechte wie Eigentum digital abgebildet und gehandelt werden. Beispielsweise könnte ein Gebäude im Wert von fünf Millionen Schweizer Franken in 5000 digitalen Eigentumsscheinen (sogennanten Tokens) zu je 1000 Schweizer Franken abgebildet werden, die dann handelbar wären. Die Mieteinnahmen würden automatisch an die momentan aktuellen EigentümerInnen fliessen.
- Kooperation: Blockchain erhöht die Effizienz und Sicherheit in der organisationsübergreifenden Zusammenarbeit. Beispielsweise können Hersteller, Zulieferer und Händler Informationen über Produkte und Lieferwege automatisiert und sicher miteinander teilen.
- Verteilte Wertschöpfungsnetzwerke: Weil sich die Beteiligten dank Blockchain gegenseitig kontrollieren, müssen Nutzer und Nutzerinnen nicht mehr einem einzelnen Betreiber vertrauen. Die Notwendigkeit einer zentralen Bestimmungsinstanz kann so entfallen – Internet ohne Google, Ride-Sharing ohne Uber, Hotelbuchungen ohne Booking.com. Das ist allerdings nicht nur ein technologischer, sondern auch ein gesellschaftlicher Prozess, bei dem Interessenskonflikte überwunden werden müssen. So werden die grossen Internet-Player ihre Macht nur ungern abgeben.
Drei vielversprechende Anwendungen im Detail
In der Studie werden diese Chancen von Blockchain konkret an drei Anwendungsbeispielen illustriert:
- Selbstverwaltete (elektronische) Identitäten, um Personen, Organisationen und Objekte im digitalen Raum sicher zu identifizieren und die Privatsphäre sowie die informationelle Selbstbestimmung von Bürgerinnen und Bürgern zu stärken
- Produktnachverfolgung zur Erhöhung der Produktsicherheit und Transparenz entlang von Lieferketten
- Konsolidierung sensibler Gesundheitsdaten für eine höhere Diagnose- und Behandlungsqualität, ohne die Datensicherheit zu gefährden
Viel Gestaltungsspielraum, viele Herausforderungen
Blockchain-Technologie bietet viel Gestaltungsspielraum, um den Anforderungen verschiedener Anwendungen gerecht zu werden. Eine Literaturrecherche förderte mehr als 50 Anwendungen in zehn Branchen zutage.
Damit Blockchain funktioniert, müssen Prozesse in der Zusammenarbeit zwingend standardisiert werden. Das kann allerdings einen hohen initialen Koordinationsaufwand verursachen. So vergehen bei unternehmerischen Blockchain-Projekten zwischen der ersten Machbarkeitsstudie und dem produktiven Einsatz durchschnittlich 25 Monate. Sind die Prozesse jedoch erst mal mit Blockchain manipulationssicher digitalisiert, können sich neue Geschäftsfelder eröffnen. Beispielsweise ermöglichen selbstverwaltete Identitäten auch eine sichere Zugangsverwaltung zu Gebäuden ohne physische Schlüssel oder Peer-to-Peer-Marktplätze für Car- oder Ride-Sharing.
Erfolg durch Partnerschaften
In der Schweiz stehen die Chancen für den erfolgreichen Einsatz von Blockchain gut: Über 1100 Unternehmen entwickeln hierzulande Lösungen. Auch ist die Schweiz eines der ersten Länder, welches Regulierungen zu Blockchain-Registern umgesetzt hat. Und das Blockchain Center der Universität Zürich erreichte 2022 in einem internationalen Ranking den ersten Platz in der westlichen Welt. Wenn Unternehmen vor diesem Hintergrund neue Partnerschaften eingehen – auch mit Wettbewerbern und Regulierern – und Anwendungen gemeinsam in der Praxis erproben, kann Blockchain zu einer robusteren digitalen Infrastruktur und einer effizienteren Wirtschaft beitragen.
Studienpartner
aXedras, Blockchain Nation Switzerland, Bundesamt für Energie, EcosystemPartners, Generali (House of Insuretech Switzerland HITS), Green, Inacta, Kantonsspital Baden, Novartis, OVD Kinegram, sminds/N9 House of Innovation, Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE).
Die Studie ist online in Deutsch und Englisch gratis als Download erhältlich: gdi.ch/blockchain Bei Fragen oder Interview-Wünschen stehen wir gerne zur Verfügung.
Auskünfte an Medienschaffende:
Alain Egli, Head Marketing & Communications, Gottlieb Duttweiler Institut, Rüschlikon,
+41 44 724 62 78
alain.egli@gdi.ch