Nachhaltige Ernährung: Die Konsumenten sind bereit für einen Massenmarkt – doch an Ernährungswissen mangelt es

Rüschlikon, 21. Juni 2023. In der Schweiz ist der Wunsch, sich nachhaltig und klimafreundlich zu ernähren, im Mainstream angekommen. 48 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer achten häufig oder immer darauf, sich nachhaltig zu ernähren. Das ergab eine repräsentative KonsumentInnenbefragung im Auftrag des GDI, die heute im neuen European Food Trends Report veröffentlicht wird. Frau und Herr Schweizer wissen jedoch bislang meist wenig über nachhaltige Ernährung und die Umwelt steht bei Essenentscheidungen noch weit unten auf der Prioritätenliste.

Das Nadelöhr in der Transformation zu einem zukunftsfähigen Ernährungssystem innerhalb der planetaren Grenzen werden die Konsumenten sein: Acht Milliarden Menschen, die tagtäglich mehr als 200 Konsumentscheidungen treffen. Immerhin: Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Schweizerinnen und Schweizer achten häufig oder immer darauf, sich nachhaltig zu ernähren. Die Food Literacy – die Fähigkeit, den Ernährungsalltag selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und genussvoll zu gestalten – ist in der Schweiz jedoch tief, vor allem wenn es um nachhaltiges Essen geht. Die GDI-Konsumentenbefragung zeigt, dass nur 17 Prozent der Probanden eine hohe Sustainable Food Literacy haben. Vielen Menschen ist der Einfluss ihrer Ernährung auf Umwelt und Klima nicht bewusst. Oder sie schätzen die Auswirkungen ihrer Entscheidungen falsch ein.

Auch steht in vielen Fällen der Wunsch nach nachhaltiger Ernährung in Konflikt mit den oft höheren Preisen für nachhaltige Produkte: 57 Prozent der Befragten geben an, sie würden häufiger zu gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln greifen, wenn deren Preise günstiger wären. «Hätten solche nachhaltigen Produkte gleiche oder niedrigere Preise als traditionelle Angebote, würde für die Alternativen ein Massenmarkt entstehen», sagt Christine Schäfer, Senior Researcher am GDI und Autorin des soeben veröffentlichten European Food Trends Report. Damit würde sich auch die Klimabelastung durch unser Ernährungssystem deutlich reduzieren – pflanzenbasierte Alternativen zu Fleisch- und Milchprodukten beispielsweise haben einen wesentlich kleineren ökologischen Fussabdruck. Je höher ihr Marktanteil, desto geringer die Gesamtbelastung.

Bei Herstellern und im Handel ist dieser Trend noch nicht angekommen. Hier werden Alternativprodukte noch immer zu höheren Preisen angeboten, weil bei der ursprünglichen Zielgruppe der ökologisch bewussten KonsumentInnen eine entsprechende Zahlungsbereitschaft besteht. «Ohne den oft verbreiteten Öko-Aufschlag, könnte eine grössere Zielgruppe erreicht und ein Wandel des Kaufverhaltens hin zu nachhaltigen Lebensmitteln incentiviert werden,» sagt GDI-Forscherin Schäfer. «Bei einem Käuferpotenzial, das etwa die Hälfte der Schweizer Bevölkerung umfasst, sind durch Skalierung auch weitere Kosten- und damit Preissenkungen möglich – und auch ein deutlich grösserer Beitrag der Schweiz zum Kampf gegen den Klimawandel.»

Der heute veröffentlichte European Food Trends Report «Feeding the Future: Chancen für ein nachhaltiges Ernährungssystem» erklärt, welche Rolle Konsumentinnen in der Tranformation zu einem nachhaltigeren Ernährungssystem spielen und welche Chancen sich – ausgehend von Wissen, Werten und Hürden der KonsumentInnen – für die Landwirtschaft, die Industrie, den Handel und die Gastronomie ergeben.

Der European Food Trends Report kann als Download bezogen werden: gdi.ch/eftr23. Für Rezensionsexemplare sowie bei Fragen oder Interview-Wünschen stehen wir gerne zur Verfügung.

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