Zeit ist Geld: Warum Kochen zum Luxus wurde und der Supermarkt stirbt

Fleisch, oder nicht Fleisch – das ist nicht die einzige Frage, die die Arbeit einer Food-Trends-Forscherin ausmacht. Im Interview mit dem «Migros-Magazin» sprach GDI-Researcherin Christine Schäfer über Gentechnik, Geisterküchen und das Kochen als Statussymbol.
28 Februar, 2020 durch
Zeit ist Geld: Warum Kochen zum Luxus wurde und der Supermarkt stirbt
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
 

Dieser Text ist ein Auszug aus der Studie «Wellness 2030. Die neuen Techniken des Glücks», welche als kostenloser Download zur Verfügung steht.

Alle grossen Tech-Unternehmen investieren heute in die Erforschung von künstlicher emotionaler Intelligenz oder «Affective Computing» – also in die Entwicklung von Systemen und Geräten, die menschliche Emotionen erkennen, interpretieren, verarbeiten, simulieren und vorhersagen können. Mit der Software «HowWhoFeelInVideo» analysiert Amazon zum Beispiel Emotionen in Gesichtern aus gesampelten Videoclips. Und wohl kaum eine andere Neuerung hat Biometrie so rasch in unserem Alltag zur Selbstverständlichkeit gemacht wie die 3-D-Gesichtserkennung im iPhone X von Apple. In Verbindung mit weiteren Daten aus anderen Quellen wie Sensoren in Kleidern, Möbeln und Toiletten entsteht so durch Innovation der Tech-Unternehmen Schritt für Schritt ein immer dichteres Netz der Gefühlserkennung und gibt damit Aufschluss und Feedback zu unserem Wohlbefinden.

Das weckt natürlich auch Ängste. Drohen bald totale Überwachung und Manipulation? Werden wir alle von der Tech-Industrie ausgenutzt? Die Entwickler der «Artificial Emotional Intelligence» (AEI) sehen primär die Vorteile. AEI soll uns helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Aber nicht nur die Schöpfer dieser Technologien sehen Chancen darin: Beispielsweise zählt der Philosoph Alain de Botton in einem Artikel für das Tech-Magazin «Wired» folgende Vorteile auf:

Gefühle sind kompliziert, und oft scheitern wir daran, dass wir selbst nicht wissen, was gut für uns ist. AEI könnte uns helfen, uns besser zu verstehen und klüger zu entscheiden. Vor allem bei emotionalen Fragen wie: Mit wem sollen wir eine Beziehung aufbauen?

Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen und zu verstehen. Grundlage der Empathie ist die Selbstwahrnehmung – je offener eine Person für ihre eigenen Emotionen ist, desto besser kann sie auch die Gefühle anderer deuten. AEI könnte helfen, uns besser in andere Menschen einzufühlen und sie zu verstehen. Das würde uns helfen, klüger mit Konflikten umzugehen.

Lernen ist oft ineffizient. Denn wir wissen oft nicht, welche Art von Unterricht zu wem am besten passt, wann jemand aufnahmefähig ist, wann er eine Pause braucht und was ihn motiviert. AEI könnte helfen, das zu ändern.

Konsumentscheidungen sind meist eine Mischung aus Intuition, Hoffnung, Gewohnheit, Gruppendruck und Zufall. Das führt dazu, dass viele Menschen mit ihren Einkäufen nicht glücklich sind. AEI könnte uns dabei helfen, unseren wahren Motiven auf die Spur zu kommen und so Konsumentscheidungen zu treffen, die uns nachhaltig zufrieden machen.

Die Technologie zur Gefühlserkennung ist noch nicht ausgereift und es ist offen, wo sie sinnvoll eingesetzt werden kann und darf. Doch die Einsatzmöglichkeiten für «Emotion-Tracking» und Psychometrie weiten sich aus. Emotion-Tracking wird nach und nach herkömmliche Umfragen zur Kundenzufriedenheit ersetzen. Je mehr wir im Alltag mit Maschinen interagieren, umso wichtiger wird Gefühlserkennung werden. Wenn smarte Assistenten mit dem Nutzer ins Gespräch kommen und eine Beziehung aufbauen sollen, dann müssen sie verstehen, wie er sich fühlt. Ohne die Fähigkeit zur Gefühlserkennung werden smarte Assistenten und Roboter im Alltag scheitern.

 

Studie, 2018 (kostenloser Download)

Sprachen: Englisch, Deutsch
Im Auftrag von: Global Wellness Institute

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