Ob superintelligente Computerhirne, Schwarmintelligenzen oder Algorithmen – künstliche Intelligenz verändert unsere Welt. Sie erhöht die Fähigkeiten unserer Gesellschaft massgeblich. Aber sie löst auch Ängste aus. Viele fürchten sich davor, die Kontrolle über das eigene Leben an Maschinen und deren Schöpfer zu verlieren. Doch künstliche Intelligenz aus dem Leben zu verbannen, wäre eine zu einfache, zu konservative Entscheidung. Vielmehr sollten Kritiker darüber nachdenken, wie die Zukunft der künstlichen Intelligenz gestaltet werden kann. Normen und institutionelle Politik sollten dabei im Vordergrund stehen.
Die Debatte darum, wie wir künstliche Intelligenz nutzen können, ist eng verknüpft mit anderen gesellschaftlichen Themen und Problemen. Beispielsweise steht die Angst davor – oder die Hoffnung darauf –, dass künstliche Intelligenz menschliche Arbeitskräfte ersetzen könnte, in einem Zusammenhang mit migrationspolitischen Diskussionen. Bei der Frage, ob künstliche Intelligenz das Gesetz brechen kann, geht es um eine Anpassung von Rechtssystemen, die die Beweggründe menschlicher Entwickler berücksichtigen. Und wenn mehr Diversität in der KI-Entwicklerszene gefordert wird, werden breitere Bemühungen um soziale Gerechtigkeit relevant. Zum Beispiel die der digitalen Menschenrechtsanwälte Aral Balkan und Laura Kalbag auf dem FutureFest 2018 in Grossbritannien, die die Internet-Altersüberwachung in Frage stellen.
Die beiden Expertinnen Marie Hicks und Valencia James helfen uns, die ethischen und politischen Probleme der künstlichen Intelligenz anzugehen: Was können wir aus der Auseinandersetzung mit der Geschichte der Technologie, der Kunst und Geisteswissenschaften und aus dem Aktivismus lernen? Und wie können die Erkenntnisse daraus die Entwicklung einer sozial gerechteren Zukunft fördern?
Dr. Marie Hicks, die am FutureFest 2018 am Internet Diversity Panel teilnahm, ist Professorin für Geschichte am Illinois Institute of Technology in Chicago. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf Frauen und Mitgliedern der LGBTQI-Community in der Informatik. Hicks befasst sich in ihrer Arbeit vor allem mit der Frage, wie diese unser Verständnis für die Entwicklung der Informatik verändert haben. Um eine gerechtere Zukunft zu schaffen, müsse man aus früheren technologischen Erfolgen und Misserfolgen lernen, so der Standpunkt der Forscherin. Ihr erstes Buch «Programmed Inequality: How Britain Discarded Women Technologists and Lost Its Edge in Computing» sorgt für viel Diskussionsstoff. Mehr zu Hicks und ihrer Arbeit in einem Video-Interview von Zhan Li:
Valencia James ist Choreografin. James stammt ursprünglich aus Barbados und hat Modern Dance an der Hungarian Dance Academy studiert. Sie war Sprecherin an der diesjährigen Brain-Bar-Konferenz in Budapest, wo sie sich für eine offenere Immigrationspolitik und mehr Diversität in Ungarn und Europa aussprach. Seit 2013 sucht Valencia nach Möglichkeiten, wie künstliche Intelligenz im Tanz und in anderen Bühnenkünsten angewandt werden kann. Ein Beispiel ist das Projekt AI_am. In einem weiteren Video-Interview von Zhan Li spricht James darüber: