Dies ist ein Auszug eines Interviews aus der Sommer-Ausgabe von Forbes Austria. Lesen Sie das gesamte Interview hier.
Wird unsere Mobilität immer schneller?
Wir haben in den letzten Jahren gelernt, dass für den Menschen die gefühlte Mobilität entscheidend ist. Wenn man heute von Mobilität spricht, meint man in erster Linie die, die wir im 20. Jahrhundert kannten: die physische Mobilität, also die schnelle Überwindung physischer Räume. Hier gab es interessante Projekte, etwa die Concorde mit dem Überschall, die deutsche Automobilindustrie mit ihrer Obsession des Motors, in Frankreich den TGV. Räume schnell zu überwinden, war der damalige Fetisch. Heute sehen wir, dass wir in urbanen Räumen wieder langsamer werden, das gilt für fast alle großen Städte.
Und was passiert dort?
Wir haben immer größere Datenvolumen, die wir irgendwo speichern. Effiziente und intelligente Mobilitätsinfrastruktur findet ohne Cloud und Artificial Intelligence statt. Unser Bewusstsein funktioniert noch mit 2-D-Maps und ist von Schiene, Straße, Gebäude geprägt. 3-D nutzt die virtuelle Vernetzung und geht einerseits tiefer in den Boden, die urbanen Zentren immer höher. Das wichtigste Transportmittel in Städten wie Hongkong oder Dubai ist der Lift. Es gibt eine mehrschichtige Mobilität, die stärker aus dem virtuellen Raum koordiniert und organisiert wird. Diesen Übergang zu verstehen, ist die Herausforderung. Mobilität heute setzt geistige und soziale Mobilität voraus, wir fokussieren uns noch stark auf die physische Mobilität. Deswegen sind unsere Städte auch im Wesentlichen auf das Automobil ausgerichtet.
Wie äußert sich das?
Wir leben in den heutigen Städten eigentlich in optimierten Straßen- und Schienensystemen. Das Optimierte zu optimieren, bringt Dysfunktionalitäten. Wir stehen mehr im Stau, die Menschen pendeln – gerade in großen Zentren wie London – immer verrücktere Strecken. Wir sind in einem sehr irrationalen Umfeld gefangen. Alles, was wir im industriellen 20. Jahrhundert, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, aufgebaut haben, hat sich über das Automobil definiert. Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen man Wohlstand volkswirtschaftlich über die Anzahl der Autos pro Einwohner definierte. Meine These: Im 21. Jahrhundert definiert sich Wohlstand darüber, wie wenige Automobile wir überhaupt noch pro Einwohner benötigen. Aus der Sicht der intelligenten Mobilität ist das Auto ein romantisches Kultobjekt, symbolisiert Freiheit und hat auch eine politische Bedeutung – daher wird es auch gesellschaftlich noch länger eine Rolle spielen. Es wird nicht so schnell verschwinden.
Dies ist ein Auszug eines Interviews aus der Sommer-Ausgabe von Forbes Austria. Lesen Sie das gesamte Interview hier.