Was motiviert Leute über Jahrtausende, sich als Teil von übermenschlichen Aufgaben zu sehen, die etwa das Studium der Sterne, der Entstehung der Erde oder der Entwicklung des Klimas ermöglichen? Wie entwickeln sich Wissenschaften weiter in Anbetracht der kurzen Zeitspanne unseres Lebens, unserer Zivilisationen? Welche Voraussetzungen der Datenspeicherung und Archivierung von Daten müssen gegeben sein, damit Wissenschaft möglich ist? Solche Fragen erforscht Lorraine Daston am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin.
Als Antwort fand die Direktorin bestimmte Muster, wie sich Wissenschaften organisieren. Der Schlüssel seien Archive, die nicht nur Individuen oder Universitäten überdauerten, sondern auch Nationen und Zivilisationen: «Egal, wie unvorhersehbar die zukünftigen Forschungsprogramme unserer Wissenschaften sind, sie werden dankbar sein für diese Archive.»
Die Beständigkeit der wissenschaftlichen Erkenntnisse habe zum einen mit dem Material zu tun, auf dem Wissen gespeichert werde, aber auch mit der institutionellen Organisation der Lagerstätten. Diese Faktoren machten es möglich, dass die Aufzeichnungen über Jahrtausende und über Kontinente hinweg gepflegt, kopiert und weitergegeben würden, erklärt Daston in diesem Video:
Die Wissenschaftlerin ist überzeugt: «Die involvierten Forscher müssen eine fast utopische Vision von der Zukunft ihrer Disziplin haben.» Daher sei es kein Zufall, dass es im Wissenschaftsbereich schon immer viele utopische Schriften gegeben habe.
Die Motivation der Wissenschaftler und globales Regierungshandeln seien wichtig, um die Archive der Zukunft zu erstellen und zu sichern.
Lorraine Daston diskutierte am 22. November 2017 mit dem Autor Ilija Trojanow in der SRF-«Sternstunde Philosophie» darüber, ob es eine Wahrheit im digitalen Zeitalter gibt.