Das Wichtigste vom GDI-Trendtag 2017

«Die virtuelle Welt hat längst gewonnen», sagte David Bosshart am 13. Europäischen Trendtag vom 15. März. Was uns mit der Verschmelzung des Digitalen und des Analogen noch erwartet, beschreibt unsere Zusammenfassung der Konferenz.
16 March, 2017 by
Das Wichtigste vom GDI-Trendtag 2017
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
 

David Bosshart: «Im 21. Jahrhundert wird es darum gehen, den virtuellen Raum an den richtigen Schnittstellen zu besetzen.»

Wir leben in einer Welt, in der Zeit alles ist und der physische Raum das notwendige Übel. Die reale Welt bietet permanent Enttäuschungen. Deshalb hat sich unser Leben schon rasant ins Digitale verlagert, die virtuelle Welt hat längst gewonnen. Im Leben zwischen Cloud und Location nimmt die Macht des Individuums sehr stark zu, Familien und Gemeinschaften werden schwächer. Wenn Location überall und nirgendwo ist, steigt die Gefahr, dass wir zu selbstgefälligen Couchpotatoes werden, weil alles zu uns kommt: virtuelle Freunde, der Essenslieferant, unsere Einkäufe. Die nächste grosse Herausforderung ist die Eroberung und Besetzung von Raumschichten an physischen Orten.

Stephen Graham: «Urban studies and geography are far too flat!»

Unsere Städte werden zunehmend dreidimensionaler. Mit herkömmlichen 2D-Stadtplänen können viele Städte heute gar nicht mehr ausreichend beschrieben werden. Ihre Infrastruktur reicht von unterirdischen Bauten, über Hochwege, bis hin zu Wolkenkratzern und Satelliten. Der vertikale Blick auf Städte offenbart auch soziale Ungerechtigkeiten. Die Reichen blicken von Ihren millionenschweren Penthäusern und Privatjets herab auf die Slums der Armen. Auch wenn unsere Städte mit virtuellen Welten angereichert werden, bleiben Face-to-Face-Treffen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wichtig.
 

Allison Crank: «With virtual shopping centres, in-between spaces become the mall, non-places become destinations»

Shopper wollen nicht mehr passive Konsumenten sein, sondern ihre Einkaufsumgebung so angenehm und individuell wie möglich selber mitgestalten. In Cranks virtueller Shopping-Mall «Reality Theatre» wird jeder zum Designer. Konventionelle Shoppingcenterarchitektur mit einer Lebensdauer von fünf bis zehn Jahren hat somit ausgedient. Der «third place», Orte wo wir Freunde treffen, verlagert sich immer mehr ins Virtuelle. Dort können wir Zuschauer und Akteur gleichzeitig sein.

Hotspot Schweiz: Extended Reality in der Praxis

Cornelius Kistler, Managing Partner bei ClickOn und Miguel Rodriguez, Gründer und CEO von Weavr.Space präsentieren Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen für die Praxis.

Tom Vanderbilt: «We are more likely to like what we expect to like.»

Alle Vorlieben sind erlernt, bis auf wenige Ausnahmen, wie die angeborene Präferenz für Süsses.  Diesen Fakt machen sich Marketing-Experten zu Nutze, wenn Sie uns immer wieder Kostproben Ihrer neuen Produkte anbieten. Wir verbringen unser ganzen Leben damit zu lernen, Dinge zu mögen. Dabei mögen wir eher Dinge, die uns irgendwie bekannt vorkommen. Die einzige Konstante beim Geschmack ist, dass er sich ändern wird. Oft ist es für uns heute unvorstellbar, was uns in der Vergangenheit gefiel. Genauso schwierig ist es zu prognostizieren, wie sich unsere Geschmäcker in Zukunft ändern werden.

Mario Sixtus: «Wenn jeder alles über jeden weiss, dann gibt es nichts mehr, um jemanden zu erpressen.»

Die Summe dreier Technologien verwandelt uns alle in «Little Brothers», die Privatversion der Big-Brother-Dystopie: Smart Glasses, Gesichtserkennung und Personal Big Data. Die Strasse wird zur Plattform, auf der wir mit Augmented Reality alles über unsere Mitmenschen erfahren. Im Little-Brother-Szenario weiss jeder sehr viel Privates und Persönliches von jedem. Herrschaftswissen gibt es nicht mehr. Somit ist auch niemand mehr erpressbar. Das Alternativszenario: Je mehr private Informationen öffentlich sind, umso unwichtiger werden sie und verschwimmen zu einer Art Rauschen. Die Egalheit von Informationen könnte zu einer toleranteren, verzeihenderen Gesellschaft führen.

Mike Lanza: «Because kids don't have a third place in their lives they turn to social media. That's why I created an inspiring neighborhood for my children»

Kinder verbringen immer mehr Zeit mit sozialen Medien, weil ihnen die realen Orte fehlen, um Freunde zu treffen. Dem will das Buch «Playborhood» entgegenwirken, in dem Lanza Spielideen für seine Kinder und Kinder aus der Nachbarschaft entwickelt. Mit seiner neuen App «Streetography» erfindet er den Stadtplan neu und reichert Strasseninformationen  mit den Fotos der App-Nutzer an.

Hotspot Schweiz: Extended Reality in der Forschung

Stephan Nebiker, Dozent, FHNW und Thomas Koller, Dozent, Hochschule Luzern präsentieren Extended-Reality-Anwendungen in der Forschung.

Robin Hanson: «Robots can make copies easily. Thus economic growth can be much faster»

Die Welt wird bald von Emulatoren regiert, also von Robotern, die Kopien menschlicher Gehirne in sich tragen. Ems können in Lichtgeschwindigkeit um die Welt reisen, sind unsterblich und arbeiten effizienter. Sie sind leicht zu kopieren, darum wird ökonomisches Wachstum viel schneller voranschreiten. Ems sind viel besser als ihre menschlichen Pendants, und sie wissen es.

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