Das Grundeinkommen, eine Initiative gegen die Faulheit
Mit seiner Volksinitiative zum bedingungslosen Grundeinkommen will Daniel Häni die Schweiz verändern, den Kapitalismus besiegen und die Welt verbessern. Mit einer Mehrheit bei der Abstimmung, vermutlich im Jahr 2016, rechnet er nicht. Mit einer Revolution schon.
5 February, 2015
by
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
Interview: Detlef Gürtler
Herr Häni, wie viel Sisyphos steckt eigentlich in Ihnen?
Sie haben so gar kein bisschen das Gefühl der unabwendbaren Vergeblichkeit? Auch wenn es noch etwa anderthalb Jahre bis zur Abstimmung über das bedingungslose Grundeinkommen dauern dürfte, steht doch heute schon so gut wie fest, dass Sie keine Mehrheit für diese Initiative bekommen werden.
«Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen», schrieb Albert Camus, denn «der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen» – obwohl der Kampf selbst niemals gewonnen werden kann. Auch Sie wissen ja, dass Sie den Kampf um das Grundeinkommen bis zur Abstimmung nicht gewinnen werden – und scheinen trotzdem ganz glücklich damit.
Woher nehmen Sie diese Zuversicht?
Auch bis zu 36 Prozent ist der Weg noch sehr weit.
Woran merken Sie das? Meinungsumfragen geben Sie ja nicht in Auftrag.
Haben Sie denn auch so etwas wie ein Lieblingsgegenargument?
Kühn.
Sich selbst versorgen können und unabhängig von staatlicher Versorgung zu sein, klingt aber nicht unattraktiv.
Und bei Ihnen gewinnen alle?
Gibt es denn überhaupt ein Gegenargument, das Sie nicht belustigt, sondern überzeugt?
Im Grossen und Ganzen ist in der Gesellschaft das vorhanden, was benötigt wird. Also kann ein Grundeinkommen gar keinen Mangel beseitigen.
Aber wenn jeder alles hat, muss doch keiner den anderen fragen.
Dennoch dürfte das Grundeinkommen doch dazu führen, dass der gesamtgesellschaftliche Gefragt-werden-Bedarf abnimmt – dass es also wesentlich weniger Situationen gibt, in denen sich der Einzelne gefragt fühlen kann. Werden die Menschen sich dann in erster Linie darum kümmern, etwas für die Gesellschaft zu tun – oder bemühen sie sich nicht doch vor allem darum, ihr eigenes Leben behaglich einzurichten?
Wenn Menschen ihre freie Zeit eher in Ayurveda-Kurse für sich selbst investieren, als bedürftigen Mitmenschen zu helfen, ist das denn so ein erstrebenswerter Zustand?
Das klingt anstrengender, als man es sich gerne macht.
Da schwebt Ihnen nicht nur eine neue Gesellschaft, sondern auch gleich ein neuer Mensch vor?